Lindner krempelt sich selbst redend die Ärmel auf, Merkel macht auf HSV-Fan. Aber was ist Schulz’ Geste?

Wahlkampf ist wie Halloween, überall wird man erschreckt. Von den Laternenpfählen tausendfaches Horrorgrinsen, in jeder Fußgängerzone lauern gut gelaunte Menschen, um Kugelschreiber-Attentate zu begehen, neulich klingelten wildfremde Halbwüchsige, um mich von den Vorzügen einer Partei zu überzeugen. Dabei habe ich längst briefgewählt.

In einer Studie meine ich neulich gelesen zu haben, dass sich der normale Bürger etwa eine Viertelstunde ernsthaft mit Parteien, Kandidaten und Unterschieden befasst, nein, nicht täglich, sondern insgesamt. Deswegen ist es wichtig, möglichst superkutan zu sein, also bloß nicht zu tiefschürfend. Farben sind ganz gut: Rot, Blau, Grün, Gelb.

Weil man die Kandidaten aber schlecht anmalen kann, brauchen sie unverwechselbare Merkmale. Das macht die Kanzlerin mustergültig vor mit ihrer Raute, die für ganz viel steht, den HSV zum Beispiel oder Caro-Kaffee, als Zeichen dafür, dass sie es früher auch nicht immer leicht hatte. Der talentierte Herr Lindner wiederum ist den ganzen Wahlkampf lang mit Ärmelaufkrempeln beschäftigt. Es begann beim Wahlparteitag, als er unentwegt weiterredete, während er sich die Manschettenknöpfe rauspulte, das blütenweiße Textil aufrollte und trotzdem immer weiterredete. Multitasking, denkt sich der Wähler, der Mann kann was, immer aufkrempeln, man weiß nicht, wofür, aber egal, er tut was. Und was zeigen die Grünen? Klar: den erhobenen Zeigefinger, eine traditionsreiche deutsche Geste, die moralische und intellektuelle Überlegenheit signalisiert, aber auch einen Hinweis parat hat, zum Beispiel, dass so ein Elektromobil mit schön viel Lithium drin doch auch eine schöne Sache sei.

Tja, und wie immer möchte man dem netten Herrn Schulz den Arm um die Schulter legen, ihm danken, dass er sich geopfert hat für einen Job, der im Boxen Aufbaugegner heißt. Was ist die Schulz-Geste? Vermutlich arbeitet der Beraterstab noch daran: Wir schlagen die Karate-Handkante vor oder, besser noch, den Vulkaniergruß von Mr. Spock. Versteht man nicht? Dann passt’s ja.