Immer wenn Cornelis Sandvoort (Christoph Waltz) im Ehebett von seinem „kleinen Soldaten“ spricht, bekommt man Mitleid mit seiner jungen Frau. Denn Sophia (Alicia Vikander), die ihre Kindheit in einem Waisenhaus verbrachte, ist dem wohlhabenden Gewürzhändler aus Amsterdam zur Frau gegeben worden, weil er dringend Nachwuchs zeugen will. Dass sie zwar die Privilegien ihres neuen Lebens genießt, für ihren deutlich älteren Mann aber keine romantischen Gefühle hegt, ist offensichtlich.

Es ist das Amsterdam des 17. Jahrhunderts, die Zeit der ersten großen Finanzblase der Geschichte. Gehandelt wird mit Tulpenzwiebeln, für die aberwitzige Summen aufgerufen werden. Alles giert nach einer Mutation der Art mit weißem Blütenstand und einem kleinen rosa Streifen.

Regisseur Justin Chadwick greift für diesen Film auf einen Bestseller von Deborah Moggach zurück, ohne dessen Schwächen ausbügeln zu können. Denn im Vordergrund steht eine abgeschmackte Liebesgeschichte. Die unglückliche Sophia verliebt sich in den Maler Jan van Loos (Dane DeHaan), während ihre Magd Maria (Holliday Grainger) sich mit dem Fischhändler Willem (Jack O’Connell) vergnügt. Als Maria schwanger wird, schmieden die Frauen einen waghalsigen Plan: Sophia soll ihrem zeugungswütigen Gatten eine Schwangerschaft vortäuschen, während Maria ihren wachsenden Bauch zu verstecken versucht ...

Ein solcher Irrsinn könnte den Stoff für eine schöne Komödie liefern, aber dieser Film will Herzschmerz zeigen. Leider kommt der spannende historische Hintergrund viel zu kurz. Und wo sich keine zwingende Verbindung aus der Geschichte und ihren Umständen ergibt, wird es leider beliebig.

„Tulpenfieber“ USA/GB 2017, 107 Min., ab 6 J., R: Justin Chadwick, D: Dane DeHaan, Christoph Waltz, Alicia Vikander, Judi Dench, täglich im Abaton, Cinemaxx Dammtor, Holi, Passage, UCI Mundsburg, Zeise; tulpenfieber-derfilm.de