Berlin.

Millionen Frauen lassen sich jedes Jahr im Rahmen der Früherkennung auf Brustkrebs untersuchen. Allein 2014 nahmen rund 2,9 Millionen Frauen zwischen 50 und 69 Jahren am Mammographie-Screening teil – bei rund 16.600 von ihnen wurde Brustkrebs diagnostiziert. Nun häufen sich Hinweise, dass ein neues Verfahren die Mammographie in den kommenden Jahren ablösen wird: die Tomosynthese.

Sowohl Mammographie als auch Tomosynthese basieren auf Röntgenstrahlen. Doch während die Mammographie gewöhnlich nur zwei Ebenen zeigt, durchleuchtet bei der Tomosynthese eine sich drehende Röntgenquelle die Brust aus verschiedenen Winkeln.

Bei der Mammographie können sich überlagernde Strukturen Auffälligkeiten verdecken – oder Fehlalarm auslösen. Die 3D-Aufnahmen sollen zu einem klareren Befund verhelfen. „Man kann die gescannte Brust dreidimensional rotieren lassen und so sich überlagernde Strukturen besser erkennen“, sagt Mathias Langer, Leiter der Radiologie am Uniklinikum Freiburg.

„Die Tomosynthese ist die physikalisch bessere Methode als die Mammographie, man bekommt deutlich mehr Informationen“, sagt auch Sylvia Heywang-Köbrunner, Leiterin des Referenzzentrums Mammographie in München. Studien zufolge werden so mehr Karzinome entdeckt. Weiterer Vorteil: Ist eine Biopsie erforderlich, kann die Gewebe-Entnahme präziser erfolgen.

Schon jetzt nutzen Kliniken und Brustzentren die Tomosynthese zum Abklären auffälliger Befunde. Für die Früherkennung ist das Verfahren noch nicht zugelassen. Man müsse zunächst klären, ob der klinische Nutzen den hohen Aufwand der Umrüstung rechtfertige, befand die Europäische Gesellschaft für Brust-Bildgebung (EUSOBI).

Die Defizite der Mammographie ausgleichen

„Wir haben in Deutschland ein ziemlich gutes Screening-Programm mit flächendeckend hoher Qualität“, sagt Christiane Kuhl vom Lehrstuhl für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der Uniklinik Aachen. „Aber es hat Schwächen: Das Hauptproblem der Mammographie ist die Unterdiagnose, viele aggressive Karzinome werden übersehen.“ Gleichzeitig gebe es Überdiagnosen. Die Tomosynthese soll diese Defizite bessern. Inzwischen gibt es eine Reihe von Studien, die dem Verfahren etliche Vorzüge bescheinigen. Die Untersuchungen wurden allerdings auch mit großem Aufwand von Geräte-Herstellern aufgelegt.

„Der entscheidende Vorteil der Tomosynthese ist, dass wir Mammakarzinome in dichtem Gewebe besser sehen können“, sagt Marisa Windfuhr-Blum von der Uniklinik Freiburg. Auch die EUSOBI stellte fest, dass die Tomosynthese die Diagnoserate erhöht. Gleichzeitig sinke die – durch einen Anfangsverdacht ausgelöste – Rückrufrate. Zwar sei die Strahlendosis der Tomosynthese um zehn bis 20 Prozent höher, sagt Heywang-Köbrunner, liege aber deutlich unter dem Grenzwert.

„Alle diese Aspekte werden der digitalen Brust-Tomosynthese wahrscheinlich den Status der künftigen ‘Routine-Mammographie’ in der Früherkennung einbringen“, schrieb die EUSOBI in „European Radiology“. Aber: Vor einer Einführung müssten Studien Belege dafür finden, dass die Zahl der Intervallkarzinome sinke – also jene Tumore, die zwischen zwei Screening-Terminen auffällig werden. Sie wachsen schnell und gelten als besonders gefährlich.