Barcelona. Ein Beamter erschießt vier Verdächtige. Auch mutmaßlicher Todesfahrer stirbt. 13 Verletzte aus Deutschland

Spanien unter Schock. Nur wenige Stunden nach dem Anschlag mit einem Lieferwagen in Barcelona mit mindestens 13 Toten haben Terroristen im spanischen Touristenort Cambrils versucht, ein ähnliches Attentat zu verüben und eine Frau getötet. Die Polizei erschoss fünf von ihnen. Ein einzelner Beamter stoppte die Angreifer in dem Ort an der Costa Dorada (Goldküste) im Alleingang und tötete vier der fünf Männer. Das bestätigte die katalanische Polizei am Freitag. Unter den 100 Verletzten von Barcelona sind auch 13 Deutsche, darunter mehrere Mädchen aus Oberhausen.

Die mit Äxten und Messern bewaffneten Terroristen seien auf den Polizisten zugelaufen, nachdem sich ihr Auto während einer Verfolgungsfahrt überschlagen hatte, schrieb die spanische Zeitung „La Vanguardia“. Daraufhin eröffnete der Polizist das Feuer. Jetzt werde der Beamte psychologisch betreut. Der fünfte mutmaßliche Terrorist wurde von einem weiteren Polizisten erschossen, berichtete die Zeitung weiter. Zuvor habe er noch einen Passanten mit einem Messer im Gesicht verletzt.

Hinter den Terrorattacken in Spanien steckt nach ersten Erkenntnissen der Polizei eine organisierte Islamisten-Zelle. Der mutmaßliche Hauptattentäter, der am Donnerstagabend auf Barcelonas Flaniermeile Las Ramblas mit einem Lieferwagen in Gruppen von Passanten gerast war, ist Medienberichten zufolge nicht mehr am Leben.

Der offenbar erst 17 Jahre alte Fahrer sei unter den fünf Terroristen gewesen, die in der Nacht zum Freitag in Cambrils erschossen wurden, berichtete die Zeitung „El País“ und andere spanische Medien am Abend unter Berufung auf Polizeikreise. Vier weitere mutmaßliche Terroristen wurden festgenommen. Das Auswärtige Amt (AA) schließt nicht aus, dass sich unter den Todesopfern auch Deutsche befinden. Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) reklamierte den Anschlag für sich. Die Sicherheitskräfte hatten zuvor mitgeteilt, sie fahndeten nach einem 17-Jährigen mit dem Namen Moussa Oukabir als Haupttäter. Er soll seinem älteren Bruder den Pass gestohlen und damit den Transporter angemietet haben, mit dem der Anschlag auf der Flaniermeile Las Ramblas verübt wurde. Dafür, dass Moussa Oukabir auch der Fahrer des Transporters war, gab es aber keine Bestätigung.

Einen weiteren Vorfall hatte es bereits am Mittwoch gegeben. Bei der Detonation in einem Wohnhaus in der kleinen Ortschaft Alcanar kam ein Mensch ums Leben. Die Explosion ordnet die Polizei ebenfalls der vermuteten Terrorzelle zu, am Freitag wurde dort eine zweite Leiche gefunden.

Die Terroristen hätten die Attacken vermutlich seit längerer Zeit in Alcanar vorbereitet, hieß es. In dem Gebäude sollen nach Informationen der Zeitung „El Pais“ etwa 20 Gasflaschen gelagert worden sein. „Alles begann in Alcanar“, titelte das angesehene Blatt. Die Polizei gehe davon aus, dass der Terrorzelle etwa zwölf Mitglieder angehörten. Die Herkunft der 13 Toten von Barcelona ist noch nicht restlos geklärt. Fünf der Opfer seien noch nicht identifiziert, sagte ein Vertreter der katalanischen Regionalregierung bei der Ankunft von Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) in Barcelona. Der Anschlag erinnert an einen Terrorakt vor genau acht Monaten auf dem Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche. Damals hatte der Tunesier Anis Amri (24) einen Lastwagen in eine Menschenmenge gesteuert. Zwölf Menschen starben, fast 70 wurden verletzt.

Die katalanischen Rettungsdienste teilten mit, die Opfer der Anschläge von Barcelona und Cambrils stammten vermutlich aus 34 Ländern. Auch die Bundesliga gedenkt der Opfer von Barcelona. So begann das Zweitligaspiel des FC St. Pauli in Darmstadt (Endstand: 3:0 für die Gastgeber) am Freitagabend mit einer Schweigeminute.

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