nienstedten. Kommandeur Carsten Stawitzki will „Verschulung“ stoppen. Mehr Personal geplant

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen war am Donnerstag in der Führungsakademie (FüAk) zu Gast – ein Besuch in einer Zeit des großen Umbruchs. Als Flottillenadmiral Carsten Stawitzki neuer Kommandeur der FüAk wurde, war sein Vorgänger kurz zuvor sang- und klanglos von der Ministerin in den Ruhestand verabschiedet worden. Stawitzki hat sich nun, nach fast elf Monaten, im Amt flott eingearbeitet – und ist mit viel Energie dabei, den Arbeitsauftrag der Ministerin umzusetzen. Im Zuge des Wechsels hatte von der Leyen der FüAk eine massive inhaltliche und strukturelle Neuausrichtung verordnet. Die FüAk soll auf lange Sicht „gesteigerte Bedeutung“ erlangen, sich auch zu einem Think Tank wandeln. Um das umzusetzen, wurde Stawitzki ad hoc mit der Einrichtung einer Konzeptions- und Planungsgruppe für die Weiterentwicklung der Akademie betraut.

Kooperation geschlossen mit Helmut-Schmidt-Universität

Es geht darum, sich mit möglichst vielen „Mitspielern“ Gedanken darüber zu machen, welche Herausforderungen auf die Bundeswehr und ihre Verbündeten zukommen. Stawitzki nennt Beispiele wie Cyber-Attacken und hybride Kriegführung – Themen, die noch vor wenigen Jahren selbst Militärexperten kaum auf dem Radar hatten.

Der Admiral verfolgt nun vielfache Ansatzpunkte, um die Führungsakademie für die Zukunft zu rüsten. So sollen beispielsweise die Netzwerke ausgebaut werden. Eine Kooperation mit der Helmut-Schmidt-Universität wurde bereits geschlossen, hinzu kommt, dass die eigenen Ressourcen stärker genutzt werden. Die FüAk verfügt über einen großen Pool an Experten – Dozenten und Lehrgangsteilnehmern. Stawitzki spricht von „Exzellenz aus dem Bestand“.

Zudem soll die Institution präsenter in Berlin sein, engere Kooperationen mit Auswärtigem Amt und Innenministerium sind geplant. Dazu gehört auch eine stärkere Wahrnehmbarkeit am Standort. Langfristig will der Admiral die FüAk und ihr Programm auch stärker für die Öffentlichkeit zugänglich machen.

60 Jahre gibt es die FüAk – das bedeutet ständige Weiterentwicklung. Aber in den vergangenen Jahren gab es auch Stagnation, die es aufzubrechen gilt. Deshalb soll der Lehrplan den Gegebenheiten angepasst werden. Laut Stawitzki sei der Unterricht in Teilen zu verschult gewesen. Nun müsse es darum gehen, die Akademie stärker „vom Kopf auf die Füße zu stellen“.

Für die Umsetzung stellt der Admiral aktuell einen etwa zehnköpfigen Beraterbeirat zusammen. Der gesamte Prozess wird laut Stawitzki zwei bis drei Jahre dauern. Wesentliche Eckpfeiler will er bis Herbst gesetzt haben. Zudem ist eine personelle Aufstockung der FüAk geplant.