Jetzt erwiesen: Je mehr derselbe Tropfen kostet, desto besser schmeckt er. Gilt das auch für 100-Euro-Plörre?

Es ist eine Preisfrage, vielleicht sollte man sagen: Preis-Frage. Wissenschaftler von der Insead Business School und der Universität Bonn haben ein gemeinsames Experiment durchgeführt, bei dem sie Wein verkosten ließen. 15 Männer und 15 Frauen nahmen teil. Zuerst erfuhren sie den angeblichen Preis, dann sollten sie auf einer Skala den Geschmack beurteilen. Sie nahmen also nicht gerade die typisch entspannte Weintrinkerhaltung ein, sondern lagen in einem Kernspintomografen und bekamen das Getränk durch einen Schlauch verabreicht. Der angegebene Preis lag zwischen 3 und 18 Euro pro Flasche. Ergebnis: Je teurer der Wein, desto besser schmeckte er. Dabei war der Wein immer der Gleiche. Das war ja klar, denn die Kernspinaufnahmen zeigten, dass durch die höheren Preise besonders das am Preisvergleich interessierte Frontalhirn und das auf Belohnungen getrimmte ­ventrale Striatum aktiviert wurden.

Die Wissenschaftler erkannten einen Marketing-Placebo-Effekt, den Küchenphilosophen schon vorher mit den Worten „Die Welt will betrogen sein“ zusammengefasst hatten. Aber was bedeutet das für Peer Steinbrück? Der hatte im Wahlkampf gesagt: „Einen Pinot Grigio für fünf Euro würde ich nicht kaufen.“ Vielleicht weiß er nur nicht, wie gut der im Kernspintomografen schmeckt. Aber der Marketing-Placebo-Effekt hat Grenzen. „Wenn eine Plörre für 100 Euro angeboten würde, bliebe der Effekt absehbar aus“, sagt Bernd Weber von der Uni Bonn. Zu dem Preis bekäme man schon einen Spitzen-Meursault. Der würde wohl das Striatum verrücktspielen lassen, wenn es das Frontalhirn nur zuließe.