Das Ensemble Yamato – The Drummers of Japan gastiert mit seiner neuen Show „Chousensha“ vom 22. bis 26. Augustin der Staatsoper

Tradition trifft auf Moderne, Grenzen verschwinden, die Energie schwingt sprichwörtlich mit, wenn Stäbe auf Trommeln treffen. Gut 20 Jahre ist es her, dass das Ensemble Yamato – The Drummers of Japan erstmals in Europa gastierte – und das Publikum beim Fringe-Festival in Edinburgh begeisterte. Seitdem ist die Zahl der Rhythmus-Freunde auch in Deutschland stetig gewachsen, und es hat sich herumgesprochen, dass Japan nicht nur das Land der aufgehenden Sonne ist, sondern auch das Land der Trommel.

Die heißt dort Taiko. Weil man jedoch nicht allein von der Tradition leben kann, wird auf der Trommel nicht nur Rinderfell gespannt, sondern mit ihr auch der Bogen zur Moderne geschlagen. Das soll sich einmal mehr zeigen, wenn Yamato mit seiner neuen Bühnenshow „Chousensha“ vom 22. bis 26. August in der Hamburgischen Staatsoper gastiert.

Dort hatte die inzwischen weltweit erfolgreichste Taiko-Truppe – Yamato spielte schon vor sechs Millionen Zuschauern in mehr als 50 Ländern – 2015 nach sechs Jahren Hamburg-Abstinenz mit dem Programm „Bakuon“ („Der größte Klang“) ein heftig beklatschtes Comeback gefeiert. Nun sucht das Ensemble um den künstlerischen Leiter Masa Ogawa „die Herausforderer“ – so heißt „Chousensha“ ins Deutsche übersetzt.

Die Mitglieder stehen gemeinsam auf und gehen zur selben Zeit zu Bett

Herausfordernd, asketisch und straff organisiert ist auch das Leben als Taiko-Trommler für das europäische Empfinden. In Asuka, einem Dorf in der Präfektur Nara, im siebten Jahrhundert Standort mehrerer japanischer Kaiserpaläste und Hauptstadt des damaligen Yamato-Reiches, starten die Männer und Frauen allmorgendlich um 6 Uhr früh zum Dauerlauf. Es folgen gemeinsames Frühstück, Armmuskel- und Trommeltraining mit den Stöcken im Reisfeld, gemeinsames traditionelles Mittagessen (Suppe und Reis), am Nachmittag dann Grundlagen- und Rhythmustraining.

Ogawa (49), der Yamato dort 1993 gegründet hat und auch beim Hamburg-Gastspiel den Takt unter den zwölf Performern an- und vorgibt, sieht die Musik als Kommunikationsform. Und die müsse perfekt aufeinander abgestimmt sein, wenn sich seine jüngeren Kollegen und er bei bis zu 500 Schlägen pro Minute förmlich die Seele aus dem Leib trommeln.

The Drummers of Japan, sie bilden eine Einheit aus Körper, Geist und traditionellen Instrumenten. Stehen gemeinsam auf und gehen zur selben Zeit zu Bett – aber nicht, bevor sie nicht eigenhändig noch einige neue Trommelstäbe geschnitzt hätten, aus japanischem Mooreichenholz etwa für die ganz harten Sticks. Mit denen erzeugen sie auf der imposanten, fast 500 Kilo schweren Odaiko-Trommel mit knapp zwei Meter Durchmesser die tiefen und dumpfen Töne.

Doch Ogawa und Co. handhaben ihre Kunst weniger rituell, eher heiter bis kraftvoll, als Ausdruck purer Lebensfreude. Das Beben der Trommeln wird zum Beat des Körpers, gepaart mit Rhythmus, auch Rufen, was sich als Energie aufs Publikum überträgt – inklusive obligatorischer Mitklatschteile. Weil Yamato im Laufe der Zeit zahlreiche jüngere Fans gewonnen hat, ist man vor einer Prise etwas infantilen Humors ebenso wenig gefeit.

Umso mehr lohnt sich bei Yamatos neuer Show das Hingucken: Die farbenprächtigen Kostüme für „Chousensha“ hat Kansai Yamamoto kreiert. Der japanische Star-Designer hatte in jungen Jahren bereits mit seinen Bühnen-Outfits für ­David Bowie in der Kunst- und Modewelt für Aufsehen gesorgt.

Yamato: „Chousensha“ 22.–26.8., Di 21.00, ­Mi–Fr jeweils 20.00, Sa 15.00 und 20.00,
Hamburgische Staatsoper (U Gänsemarkt,
U Stephansplatz), Dammtorstraße 28, Karten zu
15,70 (erm.) bis 71,- in der Abendblatt-Geschäftsstelle, Großer Burstah 18–32, Abendblatt-Ticket-Hotline T. 30 30 98 98; www.yamato-show.de