Ein Paar ersteigert eine Privatstraße zum Schnäppchenpreis – weil Millionäre eine Adresse verschlampten

Des einen Leid ist des anderen Freud, besonders bei Zwangsversteigerungen. Als der aus Taiwan stammende Michael Cheng und seine Frau Tina Lam aus Hongkong vor zwei Jahren bei einer Auktion eine kleine Privatstraße in San Francisco zum Mitnahmepreis von 90.000 US-Dollar ersteigerten, schauten sie sich anschließend an, was sie da erstanden hatten: die Privatstraße Presidio Terrace, ein Rondeel umgeben von 36 Traumvillen.

Fünf Millionen Dollar kostet ein Grundstück im Durchschnitt an dieser Lage. Und die Anlieger von Presidio Terrace bringt der Verkauf der Straße auf die Palmen, die den Wegesrand säumen – und die 120 wohl lukrativ vermietbaren Parkplätze, die nun dem Investoren-Paar aus San Jose gehören.

Denn veräußert wurde die Straße nur, weil die honorige Hauseigentümergesellschaft aus Wall-Street-Größen, Politikern und Ex-Bürgermeistern vor 30 Jahren vergaß, den Behörden die neue Rechnungsadresse für die jährlich fällige Grundstücksteuer von 14 Dollar mitzuteilen. Als sich die Steuerschulden über die Jahre mit Gebühren und Verzugszinsen auf 994 Dollar häuften, landete die Straße unter dem Hammer.

„Da können wir nichts machen“, sagte ein Sprecher von Stadtschatzmeister José Cisneros, „99 Prozent der Grundeigentümer in San Francisco kennen ihre Pflichten, zahlen ihre Steuern pünktlich – und halten ihre Adressen auf dem neusten Stand.“

Vielleicht steckt auch ein wenig Karma in der eigentlichen Pointe: Als Presidio Terrace nach dem großen Erdbeben von 1906 angelegt wurde, hatte man das Areal stolz als einzigen Ort der Stadt angepriesen, an dem nur Weiße leben durften. Und keine Asiaten.