Assistenzsysteme finden sich heute viele in Neuwagen. Doch auch für Gebrauchte gibt es smarte Lösungen

Das Heer von Assistenzsystemen hat die Kleinwagen erreicht. Kollisions- und Spurhaltewarner, Licht- und Regensensor, Rückfahrkameras und Einparkhilfen sind längst nicht nur höheren Fahrzeugklassen vorbehalten. Selbst in Kleinstwagen ist ein Tempomat mittlerweile serienmäßig. Sogar ein Seitenwindassistent ist an Bord, der bei Böen durch Bremseingriffe das Wegdriften des Autos verhindern soll. Das gilt für Neuwagen. Doch es gibt Nachrüstsysteme – wenngleich Vorsicht geboten ist.

Einparkhilfen, Regen- und Lichtsensoren oder Tempomaten sind laut TÜV Süd im Zubehörhandel zu haben, teilweise für unter 100 Euro zuzüglich Einbau. „Solche Systeme sollten unbedingt in einer Fachwerkstatt eingebaut werden, da die Elektronik des Autos sonst beeinträchtigt oder sogar zerstört werden kann“, sagt Marcel Mühlich vom Auto Club Europa (ACE).

Ordentlich installiert könnten Nachrüstungen aus dem Zubehörhandel aber durchaus zufriedenstellend funktionieren, ergänzt er. Das gelte auch für schwieriger einzubauende Systeme wie einen Totwinkelwarner. Wie die Originalsysteme der Hersteller arbeiteten diese zuverlässig, wenn Radarsensoren zum Zuge kämen. Doch der Experte zieht eine Grenze: „Komplexe Systeme wie Spurhalte- oder Notbremsassistenten können nur vom Hersteller abgestimmt werden, denn sie müssen auf viele Sensoren und Daten aus dem Steuercomputer des Fahrzeugs zurückgreifen.“ Zudem sei eine aufwendig auf das jeweilige Auto abgestimmte Software nötig, die der Zubehörhandel nicht bieten könne.

Der Kostenfaktor ist ein anderer Aspekt: „Wenn nicht spezielle Sensorik oder der Kabelstrang für das betreffende System an Bord ist, ist der nachträgliche Einbau oft zu aufwendig und damit viel zu teuer“, sagt Josef Schloßmacher von Audi, wo man seit 2010 einen anderen Ansatz verfolgt: On-demand. 2010 war der Kleinwagen A1 der erste Audi, bei dem man sich die Navigationsfunktion nachträglich freischalten lassen konnte. Vorsicht ist laut Experten bei vielen Helfern angebracht, die mit dem Smartphone oder mit aufgerüsteten Nachrüst-Navis digitalen Wind ins Cockpit bringen sollen: Versprechen Apps, über die Handy-Kamera die Fahrbahn zu beobachten, um den Fahrer bei Verlassen der Spur oder Überfahren von Markierungen warnen zu können, so ist darauf laut Mühlich kein Verlass, weshalb er davon abrät. Zwar erkennen viele gestrichelte oder durchgezogene Linien, doch können sie oft nicht unterscheiden, ob ein Spurwechsel beabsichtigt ist oder nicht – wovon abhängt, ob die Warnung Sinn ergibt. Genauso wenig können sie per Vibration über das Lenkrad melden, oder gar aktiv die Spur korrigieren – was bei vielen ab Werk realisierten Lösungen der Fall ist. Auch wichtige Infos etwa über den Lenkeinschlag fehlen, um zuverlässig warnen zu können.

Unterwegs eine E-Mail diktieren und versenden

Es gibt aber Einzellösungen, die das Autofahren auch sicherer machen können. So sind Handyhalterungen auf dem Markt, die die Sprachsteuerung ins Auto holen und selbst bei vielen Neuwagen noch fehlen. E-Mails und WhatsApp-Textnachrichten lassen sich diktieren oder die Navigation und Musikauswahl per mündlichem Befehl steuern. Die Sicherheit gegenüber manuell zu bedienenden Lösungen wird erheblich erhöht.

„Eine gute Ausstattung trägt dazu bei, dass ein Fahrzeug am Markt stärker nachgefragt wird als dasselbe Modell ohne diese Extras“, sagt Martin Weiss, der für die Deutsche Automobil Treuhand (DAT) Fahrzeuge bewertet. Und das drücke sich in Form eines höheren Preises aus. „Was für das neue Auto gilt, gilt selbstverständlich auch für das gebrauchte: Auf die Ausstattung kommt es an“, sagt Weiss. Wobei bei Nachrüstlösungen gilt: Empfindet ein Kaufinteressent ein Auto als verbastelt, könnte er Abstand nehmen.