Münster.

Die Stadt Münster in Nordrhein-Westfalen möchte für wissenschaftliche Zwecke ein Jahr lang kostenlos Cannabis an 100 Münsteraner verteilen. Damit soll der Einsatz von Cannabis als Genussmittel besser erforscht werden.

Hanf – auch Cannabis genannt – kann in Deutschland als Arzneimittel verschrieben werden, der Konsum zu Genusszwecken hingegen ist illegal. Die Stadt Münster will sich nun aber die Genehmigung holen, Cannabis-Konsum wissenschaftlich zu testen. Wie unter anderem die „Westfälischen Nachrichten“ berichten, plane die Stadt einen Modellversuch, bei dem 100 Probanden ein Jahr lang kostenlos bis zu zwei Gramm Cannabis pro Woche erhalten. Weitere 100 Freiwillige in einer Kon­trollgruppe bekommen das Rauschgift nicht. Die Probanden müssen zwischen 21 und 63 Jahren alt sein und sollen per Zufall aus dem Einwohnermelderegister ermittelt werden. Die Probanden dürfen weder körperlich noch psychisch schwer krank sein oder unter einer Sucht leiden. Auch schwangere oder stillende Frauen seien ausgeschlossen.

Sollten Probanden dabei erwischt werden wie sie das Cannabis weitergeben, würden sie von der Studie ausgeschlossen, so das Gesundheitsamt. Ziel der Studie sei es, erstmals die gesundheitlichen Folgen einer kontrollierten Einnahme zu erfassen. Dafür braucht es aber zunächst grünes Licht vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Einen entsprechenden Antrag habe das Gesundheitsamt von Münster bereits auf den Weg gebracht. Dem Antrag der Stadt liegt ein Ratsbeschluss zugrunde. Münster will für rund 100.000 Euro insgesamt 10 Kilogramm Cannabis kaufen. Beziehen würde die Stadt die Droge über die staatliche Cannabisagentur, die künftig den Anbau von Cannabis für medizinische Zwecke steuern und kontrollieren soll. Diese ist allerdings noch gar nicht gegründet.

Kritik an dem Vorstoß kommt vom Verein der Hanffreunde Münster. Zwar freue man sich über den Schritt, sagte Sprecher Micha Greif der Zeitung „Die Glocke“. Kostenlos solle man das Cannabis aber nicht abgeben. „Wenn die Stadt Freibier ausgibt, wird auch mehr Alkohol getrunken.“ Das verzerre die Forschungsergebnisse. Zudem steige bei einer Gratisabgabe das Risiko, dass die Droge unter der Hand weiterverkauft werde.