Tübingen.
Fast jeder fünfte schlanke Mensch hat ein erhöhtes Risiko für Diabetes oder Herzkreislauferkrankungen. Das haben Forscher des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) aus Tübingen herausgefunden und in der Fachzeitschrift „Cell Metabolism“ veröffentlicht. 18 Prozent der schlanken Menschen haben nach Erkenntnissen der Forscher einen geschädigten Stoffwechsel. Ihr Risiko, einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder andere kardiovaskuläre Erkrankungen zu erleiden und daran zu sterben, sei im Vergleich zu Menschen mit gesundem Stoffwechsel um mehr als das Dreifache erhöht. Es sei sogar höher als das von übergewichtigen Menschen mit gesundem Stoffwechsel.
Bei der Ursachensuche fanden die Forscher um Norbert Stefan vom Universitätsklinikum Tübingen und dem DZD heraus, dass die betroffenen Schlanken nur wenig Fett an den Beinen speichern – eine Funktionsstörung. Ärzte sollten nach Meinung der Forscher schlanke Menschen, die kaum Fett an den Beinen speichern und zusätzlich Hinweise auf ein metabolisches Syndrom haben, auf eine Schädigung des Stoffwechsels hin untersuchen. Das metabolische Syndrom äußert sich etwa durch Fettablagerungen an den inneren Organen oder Bluthochdruck. „Die Ergebnisse zeigen, dass Typ-2-Diabetes eine sehr heterogene Erkrankung ist“, sagt der ehemalige Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft, Baptist Gallwitz. Dennoch sei krankhaftes Übergewicht immer noch der größte Risikofaktor für Diabetes.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt diabetesgefährdeten Menschen bislang, Normalgewicht anzustreben. „Das trifft für diese Menschen nicht zu“, sagt DGE-Sprecherin Antje Gahl. Für alle, auch für schlanke Menschen gelte aber, dass der Verzehr beispielsweise von rotem, verarbeitetem Fleisch, zuckergesüßten Getränken und Eiern das Diabetes-Risiko erhöhe. Wer Vollkorngetreideprodukte, Gemüse, Obst und Milchprodukte esse, senke das Risiko hingegen.
dpa