Hamburg. Händler erleben„große Verunsicherung“ bei Kunden. Stuttgarter Gericht fordert Fahrverbot in der Innenstadt

Die drohenden Fahrverbote in Hamburg und anderen deutschen Städten bringen die Nachfrage nach Diesel-Autos massiv unter Druck. So sind die Neuzulassungen von Pkw mit Dieselmotor in der Hansestadt im Juni nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamts um 28 Prozent eingebrochen.

Hamburger Autohändler bekommen das schmerzhaft zu spüren. „Natürlich verunsichert die Diskussion um Diesel-Fahrverbote die Kunden, und sie beschädigt im Moment unser Geschäft“, sagt Kurt Kröger, geschäftsführender Gesellschafter der Dello-Gruppe. Ähnlich äußert sich Lena Petersen, Marketingleiterin des VW-Händlers Willy Tiedtke: „Wir spüren insbesondere bei den Gebrauchtwagen und im Großkundenbereich eine große Verunsicherung.“

Während sich gebrauchte DieselAutos Anfang 2016 von den Autohäusern noch schneller verkaufen ließen als Fahrzeuge mit Benzinmotor, stehen Diesel-Pkw laut den Marktforschern von DAT nun mit im Schnitt 95 Tagen deutlich länger auf dem Hof als Benziner (79 Tage) – und jeder Tag koste die Händler 27 Euro pro Fahrzeug. „Es müssen technische Lösungen gefunden werden, mit denen auch etwas ältere Diesel-Autos die Schadstoffgrenzwerte einhalten“, sagt Michael Babick, Geschäftsführer der Krüll-Gruppe, „denn man kann ja die Verbraucher nicht enteignen. Und ein Fahrverbot wäre so etwas wie eine Enteignung.“

Nach einer Gerichtsentscheidung vom Freitag rücken solche Verbote näher. Das Stuttgarter Verwaltungsgericht urteilte, dass die Luftverschmutzung in der Landeshauptstadt notfalls mit Diesel-Fahrverboten eingedämmt werden muss. Der Gesundheitsschutz stehe über den Interessen von Diesel-Fahrern. Ein ganzjähriges Fahrverbot in der Innenstadt sei die effektivste und derzeit einzige Maßnahme zur Einhaltung der Emissionsgrenzwerte.

Nach Auffassung von Dello-Chef Kröger wird die Diskussion um den Diesel bisher jedoch „sehr populistisch“ geführt: „In Hamburg zum Beispiel wird die Stickoxidbelastung nicht primär durch den Straßenverkehr, sondern durch Schiffe verursacht. Ich habe aber noch nicht gehört, dass der Bürgermeister davon gesprochen hätte, die Elbe oder den Hafen zu sperren.“

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