Rudolf Oechtering hat in der Stadtteilschule und der Höheren Handelsschule St. Georgmit Hans-Peter Fritze über das Projekt gesprochen. Ein Besuch vor Ort

Schon früh am Morgen, noch bevor der Unterricht beginnt, liegt im Eingangsbereich der privaten Stadtteilschule St. Georg die aktuelle Abendblatt-Ausgabe. Dort steht ein kleiner Besuchertisch, auf dem sich die Jugendlichen der Stadtteilschule sowie die der Höheren Handelsschule, die im selben Gebäude untergebracht ist, im Hamburger Abendblatt lesen und blättern dürfen.

„Schon unsere Jüngsten, die Siebtklässler, nehmen die Zeitung in die Hand“, sagt Stadtteil-Schulleiter Hans-Peter Fritze. „Das Hamburger Abendblatt wird über den Tag regelrecht zerlesen, da liegt am Ende kein Buch und keine Seite mehr am eigentlichen Platz im Blatt“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Dass ihm das nichts ausmacht, ist deutlich zu erkennen. Denn heutzutage ist es schwierig, Kinder für das Zeitunglesen zu begeistern, dessen ist sich der Schulleiter bewusst.

Im Rahmen der im vergangenen Jahr gestarteten Lese-Paten-Aktion des Abendblatts können sich auch seine Schüler über eine tägliche, aktuelle Zeitung freuen, auch diejenigen, die zu Hause keinen Zugang zur klassischen Zeitung haben. Die Aktion bringt die Zeitung an Hamburger Schulen. Hierfür gibt es einen Paten, der ein Jahr lang ein Zeitungsabonnement des Hamburger Abendblattes sponsert.

Pate der privaten Stadtteilschule und Höheren Handelsschule St. Georg ist Rudolf Oechtering, Geschäftsleiter von Boysen + Mauke oHG, in Hamburg. Er findet das Lesen von gedruckten Zeitungen nach wie vor sehr wichtig und unterstützt deshalb die Abendblatt-Aktion. Als gelernter Buchhändler hat er darüber hinaus einen direkten Bezug zum gedruckten Wort.

„Zeitunglesen trägt zur Bildung der Persönlichkeit bei. Die Tageszeitung ist essenziell, um eine Meinung zu haben und diese auch vertreten zu können. Nur so kann man gerade im Wind stehen“, erklärt Oechtering. Besonders in Zeiten des Internets sei es wichtig, nicht den Überblick zu verlieren und eine klare Meinung zu wichtigen Sachverhalten zu vertreten. Trotzdem ist er kein Gegner des Internets: „Es gibt weder nur den YouTube-Kanal noch nur die Zeitung als Informationsquelle. Beides nebeneinander zu nutzen ist schon sinnvoll“, erläutert der Lese-Pate. Das Internet allein reiche aber nicht.

Das Abendblatt liegt nicht nur im Eingangsbereich aus, sondern wird aktiv in den Unterricht integriert, meistens in den höheren Klassen. Besonders während eines weiteren Projektes des Abendblattes, „Schüler machen Zeitung“, wird die Zeitung zur Inspiration genutzt und dementsprechend in den Deutschunterricht eingebunden. So befassen sich die Schüler der zehnten Klassen mit der Themenauswahl, dem Umfang und den verschiedenen Textarten, um danach eigene Geschichten zu kreieren und sie im Rahmen des Wettbewerbs einzureichen.

Mittlerweile gehört das Abendblatt zum Tagesablauf

Die Schule macht schon seit einigen Jahren bei dem Projekt „Schüler machen Zeitung“ mit – in diesem Jahr sind gleich zwei Schüler der Stadtteilschule St. Georg unter den zehn besten Jung-autoren zu finden. 2700 Nachwuchsreporter hatten sich mit ihren Artikeln beworben. Eine der Preisträger ist Kira Graf mit ihrer Geschichte „Wenn der kleine Bruder Epileptiker ist“, in der sie beschreibt, wie die Erkrankung den Alltag der Familie bestimmt. Ein weiterer Preisträger ist ihr Mitschüler Anton Wempner, der mit dem ehemaligen Kapitän der „Sea Watch 2“ über Einsätze im Mittelmeer gesprochen hat.

Schulleiter Fritze ist stolz auf die Leistungen seiner Schützlinge und freut sich sehr über die Bereitschaft von Rudolf Oechtering, diese Patenschaft zu übernehmen. „Gerade bei ,Schüler machen Zeitung‘ spielt das Hamburger Abendblatt für uns eine zentrale Rolle. Da wird analysiert, es werden Artikel herausgeschnitten und zusammengebastelt“, erzählt Fritze. Mittlerweile gehöre die Zeitung einfach zum Tagesablauf dazu: „Es passiert, dass man mich fragt, wieso denn das Hamburger Abendblatt nicht da liegt, wo es liegen sollte? Dann hat sich das meistens ein Kollege geschnappt, der gerade Aufsicht führt“, erzählt Fritze mit einem Lächeln auf den Lippen.

Beide Hamburger, sowohl der Schulleiter als auch der Pate, lesen selbst Zeitung in ihrer Freizeit. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, ohne Tageszeitung auszukommen. Sie trägt ganz grundlegend zur politischen Bildung bei“, erläutert Oechtering. „So fängt mein Tag an. Während des Frühstücks wird das Abendblatt durchgeblättert und zwei bis drei der für mich interessantesten Artikel gelesen. Der Rest kommt dann später am Tag“, ergänzt Schulleiter Fritze.

Lese-Pate Rudolf Oechtering liest besonders gerne den Sportteil des Hamburger Abendblatts. „Meine Frau möchte am Wochenende in der Sonnabendausgabe immer den Teil „Aus aller Welt“ lesen. Da die beiden Teile im selben Buch sind, kommt es da schon mal zu kleinen Konflikten“, witzelt Oechtering. Auch Hans-Peter Fritze liest am liebsten den Sportteil, dann kommt das erste Buch mit Titelseite, Meinungsbeiträgen, der Politik und der Wirtschaft. Darüber hinaus liest er den Hamburgteil.

Beiden Gesprächspartnern merkt man an, dass sie Spaß am Zeitunglesen haben und diesen an die Schüler weitergeben.