Teilnehmerfeld ist eine bunte Mischung aus Weltklassespielern und Herausforderern – Ihre Lebenswege zeigen, dass nicht nur Talent und Können an die Spitze führen

Den Golfinteressierten sind seine emotionalen Führungsqualitäten beim Ryder Cup noch in bester Erinnerung. 2016 waren es vor allem die „explosiven“ Auftritte von Patrick Reed im Spiel Mann gegen Mann, die den Amerikanern im Duell der Kontinente den Sieg über Europa brachten. Unvergessen sein Triumph in einem hochklassigen Match gegen Rory Mcllroy aus Nordirland.

Der US-Amerikaner aus Texas ist einer der prominenten Starter kommende Woche bei den Porsche European Open in Winsen. Der kraftvoll aufspielende 26-Jährige, in der Weltrangliste derzeit auf Position 22 geführt, wird aber nicht nur wegen seiner Golfqualitäten (zwischen 2013 und 2016 gewann er jedes Jahr ein PGA-Turnier) geschätzt, seine Extrovertiertheit und gelegentlichen Wutausbrüche polarisieren aber auch. Sein Privatleben befeuerte in der Vergangenheit ebenfalls immer wieder sein Image als „bad guy“.

Als Jugendlicher und junger Mann machte Reed mit seinem unglaublichen Golftalent von sich reden, aber auch von seinem egoistischen Verhalten. Er flog von der Universität Georgia, es gab Schlagzeilen wegen Trunkenheit, Wettbetrugs und Prügeleien. 2012 heiratete er Justine Karain – gegen den Willen seiner Eltern. Diese Ehe führte bis heute zu einem tiefen Zwist, der bei den US Open 2014 in einem polizeilich verhinderten Familientreffen am 18. Loch führte. Versöhnungsversuche vonseiten der Eltern scheiterten bisher. Reeds Kommentar zu seinem Image: „Ich möchte nicht der bad guy sein. Ich will nur, dass die Leute merken, wie leidenschaftlich ich bin, wie sehr ich Golf liebe.“

Jimmy Walker (37) hingegen ist ein Spätberufener in seinem Sport. Zum einen beschloss er erst mit 22 Jahren Profigolfer zu werden. Zum anderen dauerte es 188 Turniere auf der amerikanischen PGA-Tour, ehe er 2014 endlich den ersten Sieg feiern konnte. 2016 folgte mit dem Gewinn der PGA Championship, einem der vier Majorturniere, sein bislang größter Erfolg. Walker (Weltranglistenposition 38) steht für jene Spezies Profisportler, die im Kopf noch Platz haben für andere Dinge. Der zweifache Familienvater pflegt als ungewöhnliches Hobby die Astrofotografie, das Beobachten und Ablichten von Mondoberflächen und Planeten.

Charl Schwartzel (31) aus Südafrika ist ein analytischer Erfolgstyp. Er war schon Sechster der Weltrangliste und gewann bislang neun Turniere auf der US-Tour. 2011 durfte er sich sogar das grüne Jacket überstreifen – als Sieger des berühmtesten Majorturniers in Augusta. Seine Qualität, derzeit ist er auf Rang 21 der Weltrangliste positioniert, ist auch eine Folge von Disziplin. Gesunde Ernährung und ausreichender Schlaf sind für ihn selbstverständlich. Morgens beginnt er den Tag mit Fitness, und auch den Turniertag beschließt er mit einem Workout. Müsliriegel statt Sandwiches sind seine Runden­begleiter. Aufgewachsen ist er auf einer Farm nahe Johannisburg, inzwischen lebt er mit Ehefrau und Tochter meist in Florida.

Pat Perez (41) ist ein US-Profi mit mexikanischen Wurzeln aus Arizona. Zwar hat er noch keinen Majorsieg, doch aktuell liegt er in der Geldrangliste, dem FedEx Cup, auf Platz zehn. 2017 ist bislang sein bestes Jahr. Allerdings gewann er schon in seiner ersten Saison als Profi mehr als eine Million Dollar an Preisgeld. Als Amateur machte er mit zwei ungewöhnlichen Geschichten auf sich aufmerksam. In seinem Abschlussjahr auf der Highschool gewann Perez mit acht Schlägen Vorsprung gegen Tiger Woods – mit geliehenen Schlägern.

Den Wechsel zu den Profis als 20-Jähriger bestimmte eine gewisse Affinität zum Geldverdienen. Nachdem er sein erstes, größeres Turnier gewonnen hatte, fragte ihn der Veranstaltungschef, was er wolle: Amateur bleiben oder den Siegerscheck annehmen und ins Profilager wechseln. Wie hoch der Scheck denn sei?, fragte Perez. Die Antwort, 500 Dollar, überzeugte ihn. Er wurde Berufsgolfer.

Doch nicht nur diese vier Topstars versprechen großes Golf, auch viele andere herausragende Profis sind nach Hamburg angereist. Beispielsweise Thongchai Jaidee (46), aktuell 100. der Weltrangliste. Der Thailänder begann erst mit 16 Jahren Golf zu spielen und war schon 30 Jahre alt, als er sich entschloss, daraus seinen Beruf zu machen. Die Jahre dazwischen war er Fallschirmjäger bei der Armee seines Landes. Oder der Italiener Edoardo Molinari (36). Seine Karriere begann vielversprechend, 2005 gewann er als erster Europäer nach fast 100 Jahren die US-Amateur­meisterschaft. Doch Verletzungen werfen ihn immer wieder zurück. 2017 läuft es besser: Im April gewann er in Marokko.

Herauszuheben ist Alexander Lévy, der Titelverteidiger der Porsche European Open. Der Franzose (26) gewann schon vier europäische Turniere, gilt als Spieler für die Zukunft. Und dann ist da noch Nicolas Colsaerts (34) aus Belgien, der sich 2000 mit 18 Jahren als Zweitjüngster für die European Tour qualifizieren konnte. Zudem gelang dem „Bomber von Belgien“ wie sein Spitzname ist, 2014 bei den Wales Open mit 408 Metern der bislang längste Abschlag auf der Tour.