Rissen. Rewe legt Gegengutachten vor und droht mit Klage. Politiker vertagen Entscheidung

Der Ton im Kampf um die geplante Aldi-Ansiedlung in Rissen verschärft sich. Mit allen Mitteln wird um den Bau einer neuen Filiale in der Rissener Landstraße 252 gerungen. Das offenbarte die Sitzung des Planungsausschusses im Bezirk Altona am Mittwochabend. Dort war die nötige Änderung des Bebauungsplans Thema. Diese sollte beschlossen werden, wurde sie aber nicht. Denn passend zur Sitzung lag den Politikern ein Gegengutachten samt Schreiben mit Hinweis auf ein Gerichtsurteil vor. Beides stammt von der Rewe Group und wendet sich gegen den Aldi-Bau.

Aldi hatte im Vorwege ein Verträglichkeitsgutachten in Auftrag gegeben. Das war zu dem Ergebnis gekommen, dass „eine Funktionsstörung des Stadtteilzentrums Rissen“ ausgeschlossen werden kann. Der Aldi-Markt, der vor dem Stadtteilzentrum liegen soll, würde sich demnach also nicht wesentlich auf die Umsätze und Kaufkraftströme der bisherigen Nahversorger auswirken. Das sieht die Rewe Group, die im besagten Zentrum sowohl eine Rewe-Filiale als auch einen Penny-Markt betreibt, deutlich anders.

Gutachter prophezeien Schließung des Penny-Markts

So überrascht es nicht, dass das Rewe-Gutachten zu einem anderen Ergebnis kommt als das Aldi-Gutachten. In der 41-seitigen Auswertung heißt es, dass negative Auswirkungen auf den Rissener Ortskern zu erwarten sind. Überdimensioniert sei die geplante Verkaufsfläche, die Kaufkraftabschöpfung zu hoch. Dabei schätzen die Gutachter den Jahresumsatz des Aldi-Markts auf sieben Millionen Euro. Aufgrund befürchteter Umsatzeinbußen wird davon ausgegangen, dass der Penny-Markt an der Rissener Dorfstraße dicht machen müsste. Eine zusätzliche Schließung des Rewe-Marktes könne nicht ausgeschlossen werden. Kaufkraft und Kundenströme verlagerten sich dadurch weiter aus dem Ortskern hinaus. So jedenfalls die Einschätzung der Gutachter.

CDU und Grünen warnen vor weiteren Verzögerungen

Während die Supermarkt-Giganten um die Vorherrschaft in Rissen ringen, müssen sich die Bezirkspolitiker fragen, inwieweit denn nun wirklich eine Aldi-Ansiedlung dem Ortskern und den dort ansässigen Unternehmern schaden könnte. Am Mittwoch zeigten sich Verwaltung und Politiker ratlos. Die SPD meldete Beratungsbedarf an, und die Verwaltung wurde gebeten, die Gutachten zu prüfen. CDU und Grüne warnten vor weiteren Verzögerungen. Sie fürchten, dass Aldi am Ende baut – anders als versprochen aber keine Wohnungen über dem Markt errichtet, für die die Änderung des Bebauungsplans unter anderem nötig ist.

Auf dem Grundstück, auf dem bislang ein Gewerbekomplex steht, möchte Aldi eine Filiale mit 1060 Quadratmetern Verkaufsfläche errichten. Als Gegenleistung ist der Discounter bereit, bei der Schaffung dringend benötigten Wohnraums zu helfen. Oberhalb des Marktes sollen 14 Wohnungen entstehen, von denen vier für Mitglieder der Feuerwehr gedacht sind.