Berlin. Türkei-Krise eskaliert nach Verhaftung des Deutschen. Gabriel bricht seinen Urlaub ab

Nach der Inhaftierung des deutschen Menschenrechtlers Peter Steudtner und anderer Bürgerrechtler in Istanbul eskaliert die Krise zwischen Deutschland und der Türkei. Gestern zitierte die Bundesregierung den türkischen Botschafter ins Auswärtige Amt. Man habe ihm „klipp und klar“ gesagt, dass die Verhaftungen nicht nachvollziehbar seien, sagte ein Sprecher. Die Vorwürfe der Türkei gegen die Menschenrechtler seien an den Haaren herbeigezogen. Der Botschafter habe zugesichert, seiner Regierung die deutsche Forderung nach einer unverzüglichen Freilassung zu übermitteln. Er wisse nun, „dass es uns ernst ist“.

Die türkische Justiz wirft den verhafteten Menschenrechtlern vor, eine „bewaffnete Terrororganisation“ zu unterstützen. Staatspräsident Erdogan rückte sie sogar in die Nähe von Putschisten. In der Türkei können Beschuldigte bis zu fünf Jahre lang in Untersuchungshaft festgehalten werden.

Wegen der „dramatischen Verschärfung der Lage“ bricht Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) seinen Urlaub ab und nimmt heute an Krisentreffen in Berlin teil. Regierungssprecher Steffen Seibert sprach von einer „ernsten und traurigen Situation“ in den deutsch-türkischen Beziehungen. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) stehe in stetigem Kontakt mit Gabriel, das Vorgehen werde abgesprochen. Weitere EU-Hilfen für die Türkei würden derzeit von der EU-Kommission in Brüssel überprüft.

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