Ein niedliches Geschöpf, dieses Rüsseltierchen. Wenn man es mit einer Riesenperle füttert, dann, nun ja, das kann man kaum mit beschönigenden Worten beschreiben, dann scheißt es Perlen. Kein Wunder, dass in dem Science-Fiction-Film „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“ ganze Galaxien hinter dem Wesen her sind. Dieser sogenannte Transmutator scheint freilich auch eine sinnige Metapher auf das Blockbuster-Kino, das ja auch nur Geld in etwas reinsteckt, wenn mehr wieder rauskommt. 20 Jahre nach seinem Megakult „Das fünfte Element“ hat Luc Besson sich noch mal an einen Science-Fiction-Film gewagt. Er zitiert nicht nur weidlich sich selbst, er scheint auch sonst gern im Genre zu plündern, von „Star Wars“ bis „Avatar“. Ein Selbstläufer also, ein Perlen- und Geldvermehrer?

Aber nein. Man muss das alles anders erzählen. Muss mit einem Knirps beginnen, der Ende der 60er-Jahre an jedem Mittwoch zum Kiosk lief, um dort ein neues Comic-Heft zu erstehen. Und dort eines Tages auf „Valerian et Laureline“ stieß. Eine neue Reihe von Pierre Christin und Jean-Claude Mézières, in der ein Astronautenpärchen allerlei Abenteuer bestand. Wobei die Heldin Laureline, damals noch bahnbrechend, eine sehr eigensinnige, starke und wehrhafte Heldin war.

Der Knirps, von dem wir hier erzählen, war natürlich kein anderer als Besson. Klein-Luc hat sich damals unsterblich in Laureline verliebt. Und immer davon geträumt, diese Geschichten einmal zu verfilmen. Laureline hat viele seiner späteren Protagonistinnen inspiriert. Aber die Comics hielt er doch lange für unverfilmbar, weil die Technologie nicht weit genug war. Immerhin produzierte er sie 2007 als Cartoon-Serie. Doch dann hat James Cameron Besson zu den Dreharbeiten seines wegweisenden „Avatar“ eingeladen. Plötzlich schien alles möglich.

Für „Valerian“ hat Besson quietschbunte Welten und fantastische Wesen realisiert. Wobei es bei seiner Liebe für Laureline recht merkwürdig ist, warum sie im Filmtitel neben Valerian nicht genannt wird. Beide sind ja ein Raumagentenpaar, das im 28. Jahrhundert durch die Galaxien reist. Sich dabei handfeste Wortgefechte liefert. Und mit dem Raub des letzten existierenden Transmutators Staub aufwirbelt. Was noch komplizierter wird, als eine vom Aussterben bedrohte Spezies von diesem Transmutator abhängig ist und deshalb Valerian telepathisch um Mithilfe angeht, Valerian und Laureline aber einen finsteren Kommandanten (Clive Owen) beschützen sollen, der just besagte Spezies vernichten will.

Jahrelang hat Besson mit seinem Team an den visuellen Effekten seines Epos getüftelt. Die natürlich auch dreidimensional auf die Augen der Betrachter zielen. Mit Dane DeHaan und dem Model Cara Delvingne schießt er wohl die jüngsten Raumfahrer aller Zeiten ins Kino. Und auch sonst hat er einige Überraschungen parat. Jazzmusiker Herbie Hancock ist als All-Verteidigungsminister zu sehen, Ethan Hawke als schmieriger All-Zuhälter. Und Popstar Rihanna gibt ihren Filmeinstand als chamäleonartiges Alien Bubble.

Dass „Valerian“ trotzdem nicht ganz an „Das fünfte Element“ heranreicht, liegt daran, dass Technologie sich zwar verbessert haben mag, Besson dabei aber nicht jünger geworden ist. Und nicht mehr ganz auf der Höhe ist wie seinerzeit. Sein jüngstes All-Abenteuer ist einfach nicht mehr so camp. Dennoch hat „Valerian“ mit seiner überbordenden Fantasie weit mehr zu bieten als jeder durchschnittliche Science-Fiction-Film.

Valerian – Die Stadt der tausend Planeten “ F 2017, 132 Minuten, ab 12 Jahren, Regie: Luc Besson, Darsteller: Dane DeHaan, Cara Delevingne, Rihanna, Ethan Hawke, täglich im Cinemaxx Dammtor/ Harburg/Wandsbek, Savoy (OF), Studio, UCI Mundsburg/Othmarschen/Wandsbek