Othmarschen. Pastor Heinz Padell hat als Seelsorger vielen in schwerer Zeit beigestanden

Wenn Menschen sterben, die uns nah und lieb sind, dann erscheint es manchmal so, als würde sich alles verlangsamen, als liefe das Leben für eine Weile in Zeitlupe. Kein unangenehmes Gefühl. Nur so, als würde dies und das vorsichtig zurechtgerückt, als verblasse der schrill-schnelle Alltag plötzlich, und etwas Wesentliches schaffe sich für ein paar Stunden den Raum, der ihm gebührt.

Von 1993 bis 2009 war er am AK Altona im Einsatz

In den vergangenen Tagen könnte es einigen Hamburgern so gegangen sein. Denn mit Pastor Heinz Padell ist jetzt ein Mann gestorben, der vielen Menschen viel bedeutet haben dürfte. Als Krankenhausseelsorger im AK Altona hat der gebürtige Stader von 1993 bis 2009 mit tiefer und authentischer Empathie Kranke, Sterbende und Hinterbliebene in ihren schwersten Momenten begleitet. Es gab kaum eine Stunde des Tages, in der er nicht für andere da war, wenn sein Zuspruch oder auch nur seine schweigende Anwesenheit gebraucht wurde – bei Gesprächen an Sterbebetten, bei Besuchen von Eltern, die ihre Kinder verloren hatten, oder in seinen leisen Gottesdiensten in der Kapelle des Krankenhauses.

Neben der Seelsorge engagierte sich Padell, der in jüngeren Jahren (damals noch als Bankkaufmann) in Argentinien gelebt hatte, für das Xenia-Hospital in St. Petersburg und reiste viele Mal in Hamburgs russische Partnerstadt. 2010 bekam er das Bundesverdienstkreuz. In der Begründung hieß es, sein Engagement als Seelsorger gehe weit über jedes normale Maß hinaus. Manchmal hat Heinz Padell für seinen Glauben auch Dinge getan, die nicht allen gefielen. Wie 2006 etwa, als er für die Haft-Entlassung eines todkranken Vergewaltigers zum Sterben kämpfte. Gnade und Barmherzigkeit stünden allen zu, so sein Credo. Der Abendblatt-Artikel über den Fall sorgte für große Debatten und wurde mit einem Preis ausgezeichnet.

„Heinz besaß die Gabe, Menschen wirklich zuzuhören und ihren Gefühlen Raum zu geben und Worte zu finden, die auch Menschen, die der Amtskirche skeptisch gegenüber stehen, erreichten und berührten“, sagt Pastor Dietrich Kreller. Bei all dem spielte Padells große Nahbarkeit wohl die wichtigste Rolle. Nicht nur im Schweigen und mit Worten umarmte er diejenigen, die sich in der Not ohnmächtig fühlten – er drückte sie bisweilen körperlich fest an sein Herz. Wenn er ging, hinterließ er oft einen kleinen Bronzeengel – als Zeichen dafür, dass der Mensch sich auch in größter Not beschützt wissen darf.

Heinz Padell ist am 24. Juni mit 73 Jahren gestorben. Er wurde in einem schlichten Grab auf dem Friedhof Altona beerdigt, das er selbst aussuchte. Den kleinen Engel, den Freunde ihm in seinen letzten Tagen schenkten, hat er für sich selbst mitgenommen.