Die Menschen in den Elbvororten sind notorisch höflich – dafür gibt es im alltäglichen Straßenverkehr zwei immer wiederkehrende Beispiele.

Wenn ich mit dem Fahrrad unterwegs bin, so beginnt Beispiel eins, dröhnen immerzu irgendwelche SUVs oder sonstige Karossen in meinem Windschatten – oft minutenlang. Klarer Fall: Die Damen und Herren am Steuer trauen sich einfach nicht, an mir vorüberzuziehen. Da kann ich noch so weit rechts fahren – nichts. Manchmal bin ich sogar schon auf den Fußweg ausgewichen (natürlich erst nach „Schulterblick“), damit der jeweilige Straßenkreuzer endlich vorbeischlingern konnte. Meine Bitte: Seid mutig, seid die Pioniere! Denkt nicht über die Gefühle des Radlers nach. Werft eure vornehme Zurückhaltung über Bord – und überholt.

Beispiel zwei erlebe ich oft, wenn ich selbst mal am Steuer sitze und – so wie es jeder von uns mal gelernt hat – an einem Zebrastreifen halte. Die Menschen bedanken sich seit einiger Zeit immer so überschwänglich, wenn man sie rüberlässt – dabei ist das doch eigentlich selbstverständlich. Junge Mütter winken dem Fahrer freundlich zu, ältere Herren ziehen den Hut. Neulich gab’s sogar mal Kusshändchen. Hm. Was kommt da als nächstes? Eine Tanzvorführung? Ein Gedicht?

Wie sagt man immer so schön beim Auspacken der Geburtstagsgeschenke: „Das ist zwar alles furchtbar nett, aber eigentlich doch gar nicht nötig.“