Wiesbaden.

Die Ehen in Deutschland halten immer länger, und die Zahl der Scheidungen geht zurück. Bis zur endgültigen Trennung waren Paare 2016 im Durchschnitt 15 Jahre verheiratet – Höchstwert seit der Wiedervereinigung. Im Vergleich zum Vorjahr bestanden die Ehen 2016 bei der Scheidung im Durchschnitt einen Monat länger.

Die Zahl der Scheidungen geht seit fünf Jahren kontinuierlich zurück. Genau 162.397 Ehen wurden 2016 aufgelöst, fast 1000 oder 0,6 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Noch niedriger war die Zahl zuletzt nur 1993 mit 156.425 Scheidungen.

Für den Rückgang gibt es nach Einschätzung von Evelyn Grünheid vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung vor allem strukturelle Gründe: Die Zahl der Verheirateten insgesamt gehe zurück. Zugleich seien unter den Eheleuten deutlich mehr Ältere. So sei der Anteil der 25- bis 35-Jährigen an den Verheirateten von rund 30 Prozent im Jahr 1970 auf gut neun Prozent im Jahr 2015 gesunken.

Ältere ließen sich zwar nicht so schnell scheiden wie Jüngere. Die Scheidungshäufigkeit bei den Jüngeren sinke jedoch stärker als bei den Älteren, sagt die Forschungsdirektorin aus Wiesbaden. Das Heiratsalter habe sich auch geändert: „Wer jetzt heiratet, macht es später und bewusster als früher.“

Die Männer waren bei ihrer Scheidung im vergangenen Jahr durchschnittlich 46 Jahre und sieben Monate alt, die Frauen genau drei Jahre jünger. Das Durchschnittsalter der Paare bei der Scheidung war 1991 noch mehr als sieben Jahre niedriger.

Mehr als die Hälfte der geschiedenen Paare hat minderjährige Kinder. Fast 132.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren waren somit von der Scheidung ihrer Eltern betroffen.

Zugleich wurden 2016 auf richterlichen Beschluss 1238 eingetragene Lebenspartnerschaften aufgehoben. Das waren etwa neun Prozent mehr als im Jahr zuvor. Insgesamt lebten im vergangenen Jahr etwa 64.500 Männer und 52.300 Frauen in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft.