Einige Anmerkungen zu einem Tag, den wir mit Kusshand nehmen. Philemaphobiker sollten nicht weiterlesen

Menschen müssen manchmal ganz nah ran. Dabei kann es zu interessanten Kollisionen mit dem Gegenüber kommen. Eine davon, der Kuss, wird morgen mit einem internationalen Tag gefeiert. Schriftsteller Joseph Conrad glaubte: „Küsse sind das, was von der Sprache des Paradieses übrig geblieben ist.“ Liebe und Leidenschaft zählen zu ihren schönsten Äußerungen. Auguste Rodin hat dem Kuss mit einer Marmorskulptur ein Denkmal gesetzt.

Man kann an den sinnlichen bilabialen Begegnungen eine große Bandbreite von Emotionen ablesen. Es gibt ja auch Bruderküsse, echte und sozialistische, wie von Erich Honecker und Leonid Breschnew hingelegt, zugleich ein Mahnmal der Heuchelei. So ähnlich wie der Judas-Kuss, mit dem der Jünger Jesum seinen Häschern auslieferte. Eher schmerzhaft und fies ist die mit dem Knie gerammte Begegnung in die Oberschenkelmuskulatur des Gegenspielers, der Pferdekuss. Essenziell dagegen wirkt der „kiss of life“, so nennt man im Englischen die lebensrettende Mund-zu-Mund-Beatmung.

Nüchterner nähert sich Edward Gibbon dem Thema: „Ein Kuss ist die anatomische Nebeneinanderstellung von zwei Ringmuskeln im Zustand der Kontraktion.“ Ist mir zu technisch. Küssen muss man können, Anfängern empfiehlt eine Website: frischen Atem, weiche Lippen, Zeit, Augen zu und nicht zu feucht. Schon besser, aber zu theoretisch, dabei ist es ist ein schönes Feld für ein Praktikum. Philemaphobikern, Menschen mit Kussangst, wird das nicht helfen. Die meisten anderen wissen: „Einen Kuss kann man abwischen, aber das Feuer im Herzen nicht löschen.“ Überlegen Sie sich also gut, wie Sie den Gedenktag begehen wollen!