Hamburg. Telefone, Computer und Produktion des Hamburger Beiersdorf-Konzerns betroffen. Lieferengpässe bei Tesa

Der Hamburger Niveahersteller Beiersdorf ist von dem schwersten Hackerangriff seiner Unternehmensgeschichte getroffen worden. Nicht nur die Telefonanlage und das Computersystem in dem DAX-Konzern fielen aus. Auch die Produktion sei von der Attacke betroffen, sagte Unternehmenssprecherin Inken Hollmann-Peters am Mittwoch dem Abendblatt. Die Probleme beträfen sowohl die Zentrale als auch die weltweiten Standorte des Konzerns. Die Höhe des Schadens sei bislang nicht abschätzbar. „Wir stellen sicher, dass die Auswirkungen auf Konsumenten, Kunden und Partner so gering wie möglich sind“, erklärte die Sprecherin.

Ähnlich dramatisch sah es bei der Beiersdorf-Tochter Tesa aus. Auch hier waren sowohl die Norderstedter Zen­trale als auch die globalen Standorte betroffen. „Die Produktion läuft seit Dienstagmittag nur eingeschränkt“, sagte Tesa-Sprecher Reinhart Martin. Es gebe die ersten Lieferengpässe. Dies betreffe alle Produkte des weltweit führenden Herstellers von Klebelösungen, vom klassischen Tesafilm bis zur Spezialfolie.

Am Mittwoch waren die Mitarbeiter bei Tesa zunächst noch normal zur Arbeit erschienen. Da sehr viele Bereiche nicht arbeitsfähig waren, seien viele Beschäftigte aber wieder nach Hause geschickt worden, so Sprecher Martin. Das gelte im Moment als Arbeitszeit.

Neben Beiersdorf kämpften am Mittwoch viele andere Konzerne weltweit mit den Folgen der Cyberattacke, die am Dienstag begonnen hatte. Bei der weltgrößten Reederei Maersk waren nicht nur Hafenterminals beeinträchtigt, sondern auch das Hamburger Büro mit 250 Mitarbeitern.

Für das weltweite Chaos verantwortlich ist vermutlich eine Erpressungssoftware, die sich von der Ukraine aus verbreitete. Sie verschlüsselt die Daten auf den befallenen Festplatten und gibt sie nur nach Zahlung einer Lösegeldsumme wieder frei. Diese müssen die Betroffenen in der Internetwährung Bitcoin überweisen. In diesem Fall sollen 300 Dollar verlangt worden sein. Diese vergleichsweise niedrige Summe werten Experten als Indiz, dass die Hacker eher daran interessiert waren, Chaos zu verbreiten, als Geld zu erpressen.

Beiersdorf hat die Cyberattacke zu einem extrem ungünstigen Zeitpunkt getroffen. Heute will Konzernchef Stefan Heidenreich zusammen mit Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) die Pläne zum Bau einer neuen Konzernzentrale in Eimsbüttel verkünden.

Seite 6 Die Hintergründe der Attacke