London.

Wie viele Menschen tatsächlich bei dem Brand im Londoner Grenfell Tower starben, wird in diesem Jahr nicht mehr zu klären sein. Das teilte die Polizei am Mittwoch mit. „Was ich bis hierhin sagen kann: Wir glauben, dass 80 Menschen entweder tot sind – oder sie sind vermisst, und wir müssen von ihrem Tod ausgehen“, sagte Fiona McCormack von Scotland Yard. Problematisch sei vor ­allem die zweifelsfreie Identifizierung der Opfer, da viele Leichen verbrannt ­seien.

Neben Bergungsarbeiten in dem 24-stöckigen Wohnturm gehen die Ermittler aber auch anderen Spuren nach, um herauszufinden, wie viele Menschen sich tatsächlich bei dem Brand am 14. Juni in dem Gebäude aufhielten. So würden die Aufzeichnungen der Notrufnummern ausgewertet oder Arbeitgeber abgefragt. Dabei seien sogar als vermisst gemeldete Personen wieder aufgetaucht. „Wir nutzen jede erdenkliche Quelle“, sagte McCormack. Außerdem gehen die Ermittler davon aus, dass ein Großteil der Opfer in den oberen Stockwerken ums Leben kam. Gerade dieser Teil des Gebäudes ist aber noch immer schlecht oder gar nicht zugänglich.

Augenzeugen des Feuers halten die aktuelle Opferzahl für untertrieben. „Wir sind nicht dumm, es sind Hunderte“, sagte Nachbarin Sarah Colbourne. Die Suche nach Verantwortlichen dürfte aber schwierig werden. McCormack sagte, an der Sanierung des Grenfell Towers seien damals mehr als 60 Firmen und Organisationen beteiligt gewesen. Bei Brandschutz-Tests fielen in Großbritannien nach neuestem Stand vom Mittwoch 120 Hochhäuser durch. Ein defekter Kühlschrank hatte das Feuer entfacht, das sich über die Fassade rasend schnell durch alle Stockwerke des Sozialbaus fraß.