Das Schleswig-Holstein Musik Festival 2017 betont Avi Avital und Maurice Ravel

Einfach ist es ja nicht, immer wieder etwas Neues, für alle jeweils Passendes zu finden, das Konzept eines Flächen-Festivals ist Chance und Risiko zugleich. In diesem Sommer setzen die Planer des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF) auf zwei Namen, von denen einer seit Jahrzehnten bekannt ist: Der französische Komponist Maurice Ravel ist ein geistreicher Wegweiser in die Musik des frühen 20. Jahrhunderts. Seinen „Bolero“ kennt praktisch jedes Kind, einen Großteil seines facettenreichen Werkkatalogs soll man nun in den knapp zwei Monaten ab dem 1. Juli in vielen Orten und Spielstätten zwischen Nord- und Ostsee entdecken können. Viele dürften dann überrascht sein, wie viel Reizendes ihnen bislang entgangen ist. In insgesamt mehr als 60 Konzerten erklingt Ravel, gespielt von Interpreten wie Hélène Grimaud, Anne-Sophie Mutter, Christoph Eschenbach, Alexandre Tharaud, den Gebrüdern ­Capuçon, Katia und Marielle Labèque, Martin Stadtfeld oder Xavier de Maistre.

Der andere Name ist kein Newcomer mehr, aber auch noch kein Klassiker: Avi Avital, Mandolinen-Virtuose aus Israel. Intendant Christian Kuhnt ist von dessen Publikumsmagnetstauglichkeit so überzeugt, dass er ihn mit 20 Auftritten in den 193-Konzerte-Spielplan stellt, mit maß­geschneidertem Repertoire vom Barock bis zur Gegenwart.

Und sonst so? Einige SHMF-Klassiker sind natürlich wieder mit an Bord: Das Eröffnungs- und das Abschlusskonzert wird das NDR Elbphilharmonie Orchester spielen. Zum Auftakt gibt es Ravels „Daphnis et Chloe“, das Klavierkonzert in G und Francks d-Moll-Sinfonie, dirigiert in der Lübecker MuK von Chefdirigent Thomas Hengelbrock und mit Hélène Grimaud als Solistin. Den Schlussstrich am 27. August in Kiel übernimmt Hengelbrocks NDR-Vize Krzysztof Urbański, mit Lutoslawskis „Konzert für Orchester“ und Orffs „Carmina Burana“. Cameron Carpenter ist wieder mit dabei, mit einem Projekt in Rendsburg, das „The Big Organ“ heißt und ganz genau so gedacht ist.

Altmeister Herbert Blomstedt, ­jugendliche 90, dirigiert in Lübeck Bruckners Fünfte. Grigory Sokolov beehrt das Kieler Schloss mit einem Klavierabend. Ian Bostridge gibt in Rellingen einen französischen Liederabend. Der Geiger ­Daniel Hope steht im Mittelpunkt eines Festivälchens im Festival in Lübeck. Und die „Musikfeste auf dem Lande“ ­gehören zum Angebot wie der Fisch ins Brötchen.

Neu und wenig überraschend, bei der Adresse: Nachdem das SHMF in den vergangen Jahrzehnten schon Stammgast diesseits der Hamburger Stadtgrenze und oft in der Laeiszhalle war, debütiert es nun in der Elbphilharmonie. Und natürlich waren alle Termine sofort ausverkauft. Dort ist nicht nur am 10. Juli die heiß gehandelte litauische ­Dirigentin Mirga Gražinytė-Tyla zu erleben, die mit dem City Of Birmingham Symphony Orchestra schon an ihrem Vor-Vorgänger Simon Rattle gemessen wird. Vielversprechend klingt auch der Abend des 21. August mit Bertrand Chamayou, der das gesamte Solo-Klavier-Repertoire von Ravel vorstellen soll. Als musikpädagogische Instanz hat das international ­besetzte Jugendorchester des SHMF Maßstäbe gesetzt, in diesem Jahr wird es 30. Das muss gefeiert werden und wird es auch: Christoph Eschenbach, Stamm-Lehrer für den Nachwuchs aus ­aller Welt, dirigiert in Rendsburg die riesige „Turangalîla“-Sinfonie von Messiaen.

Schleswig-Holstein Musik Festival Sa 1.7. bis So 27.8., Karten T. 0431/23 70 70; www.shmf.de