Erst Brille auf und dann den Mund: Wie ein Zahnarzt-Besuch zum ganz großen Kino wird

Obwohl Barbieren längst nicht mehr das Ziehen von Zähnen obliegt, ist die Angst vor Dentisten und ihren Werkzeugen weit verbreitet. Selbst erfahrene Zahnärzte haben Furcht vor anderen Weißkitteln, sofern diese ihnen selbst mit Bohrer und Zange im Mund herumfuchteln.

Etliche Patienten versuchen die häufigen Torturen auf dem Zahnarztstuhl durch die präventive Einnahme von Beruhigungsmitteln oder gar Oldesloer Korn (oder beides) zu minimieren. Und trotzdem gehen sie praktisch auf dem Zahnfleisch.

Jetzt aber gibt es Hoffnung für all die Weicheier. 70 Zahnpatienten wurden von Forschern der Universität Plymouth (England) spezielle Brillen aufgesetzt, obwohl diese gar nichts mit den Augen hatten. Während der Zahnarzt mal einen Zahn zog, mal 30 Minuten lang eine Füllung erneuerte, zeigte die Video-Brille beschauliche Szenen von Strand und Meer.

Das Ergebnis: Wer diese Video-Brille nutzte, hatten weniger Schmerzen und Stress als die Probanden ohne Showprogramm. Ach, sie wurden ganz verrückt nach Meer und erinnerten sich eine Woche danach positiver an den Zahnarzt-Besuch als die anderen Leidensgefährten. Dabei ist es egal, ob die beruhigenden Strandszenen von der britischen Küste stammten oder aus Pellworm.

Allerdings könnte die moderne Behandlungsmethode Pawlowsche Re­flexe auslösen: Wer in den nächsten Wochen am Nord- und Ostseestrand liegt, alle Viere von sich streckt und seinen Mund weit und lange öffnet, wähnt sich womöglich gerade auf dem Zahnarztstuhl. Oder genießt mit einem kräftigen „Aaaaaa“ seinen Urlaub.