Schadenfreude über Boris Beckers Geldnot ist mickrig. Oder hat der Tennisstar jemandem etwas weggenommen?

Er war 17, ich war 16. Als ich ihn siegen sah, hatte ich den Eindruck ich müsse nur noch den nächsten Geburtstag feiern, dann wären auch mir Triumphe sicher. Wir haben uns nie persönlich kennengelernt. Als Boris Becker noch Tennis spielte, habe ich allerdings eine Lebensentscheidung getroffen: Er ist einer meiner Helden. Für immer.

Erst in dieser Woche habe ich Beckers Masters-Finale 1988 auf dem Beinahe-Centre-Court meines Tennisvereins nachgespielt. Mein Spielpartner ahnte nicht, dass er der Verlierer Ivan Lendl sein musste. Hechtrolle und Siegerfaust – als Boris Becker durch das internationale Tennis rock’n’-rollte, wusste die hiesige Zahnarztgattinen, dass sie sich für ihr verkrampftes Hüsteln ein anderes Reservat suchen müsste. Als einigen Deutschen Boris Beckers erster Sohn nicht leimenweiß genug war, ist er dahingezogen, wo sich die Einheimischen vor der Weite der Welt weniger fürchten. Die Schadenfreude daran, dass Becker pleite sein könnte, ist nicht nur klein. Sie ist mickrig. Ist die sozialneidische Erregung wirklich ein derart wohltuendes Schubbern, dass so viele es immer wieder brauchen? Wem hat Boris Becker Geld weggenommen, damit sich die Gehässigkeit wenigstens als Gerechtigkeitsreflex tarnen lässt? Eitelkeit ist eine vergleichsweise angenehme mensch­liche Schwäche. Wer morgens in den Spiegel guckt und sich aufregender findet, als es seine Umgebung nachvollziehen kann, der gefällt mir.

Überheblichkeit, besonders männliche, kann sehr unterhaltsam sein. „Lass’ das mal den Papa machen“ mit dem sich zwangsläufig anschließenden Scheitern-wunderbar! Aber Neid? Die SPD könnte bereits merken, dass sich mit dem Nicht-gönnen-können kein erfolgreicher Wahlkampf bestreiten lässt. Neid ist die Wonne der Schwächlinge. Wenn Sie das nicht glauben, dann probieren Sie mal einen ersten Aufschlag. Mit der ganzen Kraft, die Ihnen der Neid verleiht.