Noch so ein merkwürdiges Ritual, das ich nicht wirklich verstehe: Immer wenn in meinem Stadtteil ein Haus neu bezogen wird, kommt automatisch der totale Kahlschlag im Garten. Schon klar und verständlich, dass die neuen Besitzer eigene Akzente setzen möchten, warum auch nicht. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie der Architekt ihnen erläutert, dass künftig der Buchsbaum mit dem Küchenfenster und die Betonterrasse mit dem Kunstrasen „korrespondieren“. Was sich viele vorher offenbar aber gar nicht klarmachen: Man sitzt erst mal ganz schön auf dem Präsentierteller und das schafft unvermittelt Unbehagen. „Alle suchen dann dringend etwas schnell Wachsendes“, erzählte mir kürzlich ein Mann in einem Gartenbetrieb, „dann müssen wir massenhaft Kirschlorbeer und Schilf ranschaffen.“ Ja toll, sieht auch viel besser aus als die alten Ligusterbüsche und Rhododendren – oder?

In einer Nachbarstraße ließen Neu-Besitzer vor ein paar Wochen einen schönen Obstbaum fällen, der immer herrlich blühte und viele Früchte trug. Jetzt steht dort jede Menge asiatisches Irgendwas (Name hab ich vergessen) und ein einzelnes kleines Apfelbäumchen. Ein Mini-Apfel ist daran zu erkennen. Ein richtiger Garten Eden.