Berlin.

Thailand, Indien, Brasilien, Südafrika – längst sind das keine exotischen Reiseziele mehr. Ausgestattet mit Rucksack oder Koffer zieht es jährlich Millionen Deutsche in die Ferne. Was den Abenteurern meist erst nach dem Buchen der Flüge einfällt: In Afrika, Asien und Südamerika gibt es zahlreiche von Mücken oder kontaminierten Lebensmitteln ausgehende Krankheiten, mit denen der typische Zentraleuropäer für gewöhnlich nicht in Berührung kommt.


Welche Impfungen sind bei Fernreisen sinnvoll?
„Die meisten haben in ihrer Kindheit Impfungen gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten und Kinderlähmung sowie gegen Masern, Mumps und Röteln erhalten. Es kann nicht schaden, zu prüfen, ob diese Impfungen aufgefrischt werden müssen“, sagt Wolf Groth vom Berliner Centrum für Reise- und Tropenmedizin.

Speziell für Reisen in asiatische, afrikanische oder südamerikanische Länder gebe es aber auch eine Reihe an Impfungen, die der klassische Spanienurlauber nicht zwingend braucht. „Sie sind vor allem für Backpacker relevant, die eben nicht in klimatisierten Hotelzimmern mit Moskitonetz schlafen, sondern auch mal im Zelt oder unter freiem Himmel und nicht begleitet, sondern auf eigene Faust unterwegs sind“, erklärt der Tropenmediziner.

Sinnvoll sei etwa eine Immunisierung gegen Typhus. Die Krankheit wird durch Salmonellen, etwa im Trinkwasser oder nicht ausreichend durcherhitzten Lebensmitteln übertragen. Verstopfung, Bauchschmerzen und langsam steigendes Fieber gehören zu den Symptomen. Typhus kann unbehandelt tödlich verlaufen.

„Deutlich seltener ist Tollwut“, sagt Groth, „trotzdem würde ich eine Impfung für Reisende, die unter einfachen Bedingungen unterwegs sind, empfehlen.“ Bisse oder Kratzer von streunenden Hunden oder Affen seien nicht so selten, wie viele annehmen. „Besondere Vorsicht gilt etwa in Affenparks, wie es sie zum Beispiel auf Bali oder in Indonesien gibt“, so Groth.

Grundsätzlich sinnvoll sei auch eine Impfung gegen Hepatitis A, eine Viruserkrankung, die über kontaminierte Lebensmittel und Trinkwasser übertragen werden kann und zu einer Entzündung der Leber führt. „Für Langzeitreisende ist auch Hepatitis B empfehlenswert, wobei dieses Virus vor allem durch Geschlechtsverkehr übertragen wird“, erklärt Groth.

Für Asienreisende in ländliche Gebiete empfehle er zudem eine Impfung gegen die von Mücken übertragene Japanische Enzephalitis, die bei schweren Verläufen zu einer Hirnentzündung führt. „In afrikanischen Ländern, südlich der Sahara sowie in Südamerika, ist eine Gelbfieberimpfung sehr wichtig“, sagt Groth. Dort gebe es immer wieder große Ausbrüche, in einige Länder dürfen Touristen nur mit Nachweis über eine Gelbfieberimpfung einreisen. Die Krankheit wird ebenfalls durch Mücken übertragen. Nach einer ersten, meist harmlosen Fieberphase, käme es in einer zweiten Welle meist zu Komplikationen, teilweise mit Blutungen aus Nase, Mund und Darm bis zum Organversagen – die Todesrate liege bei 30 bis 40 Prozent.

Ob noch andere Impfungen für das jeweilige Reiseland wichtig sind, können Urlauber auch auf der Seite des Auswärtigen Amtes erfahren. Unter www.auswaertiges-amt.de/DE/Laenderinformationen/Uebersicht_Navi.html können Nutzer ihr Reiseland auswählen und finden jeweils unter dem Unterpunkt „Medizinische Hinweise“ die aktuellen Impfempfehlungen.

Wo gibt es die Impfungen und was kosten sie?
Nicht alle Impfungen gibt es beim Hausarzt. „Die Gelbfieberimpfung darf beispielsweise nur von Stellen gegeben werden, die eine Genehmigung von der Weltgesundheitsorganisation haben“, erklärt Groth. Solche Reise- oder Tropenzentren gebe es in fast allen größeren Städten, teils seien aber auch Hausärzte berechtigt, bestimmte Impfungen zu verabreichen.

Die Kosten für die passende Vorsorge variieren. Seit 2007 erstatten nach Angaben des Centrums für Reisemedizin (CRM), einem unabhängigen Fachinstitut, zahlreiche Krankenkassen die wichtigsten Auslandsreiseimpfungen wie etwa Hepatitis A und Tollwut. Unter www.crm.de/krankenkassen/kk_tabelle_kassen.htm können Versicherte ihre Krankenkasse suchen und prüfen, welche Impfungen sie erstattet bekommen. Teils müssen sie den Betrag vorstrecken, einige Versicherungen haben auch Verträge mit Tropeninstituten und übernehmen die Kosten direkt. Für die Beratung in einem Reise- oder Tropenzentrum können zusätzliche Kosten anfallen, die aber ebenfalls von einigen Kassen getragen werden.

Welche Nebenwirkungen können auftreten?
Bei der Gelbfieberimpfung handelt es sich um einen sogenannten Lebendimpfstoff. „Die Viren sind abgeschwächt, aber nicht tot“, erklärt Groth. Deswegen sei es wichtig, dass der Patient nicht immungeschwächt sei. Das könne bei Aids- und HIV-Patienten der Fall sein, aber auch bei Menschen, die bestimmte Mittel gegen Rheuma oder chronische Darmerkrankungen einnähmen. Bei ihnen könne im schlimmsten Fall ein seltenes Impfgelbfieber auftreten. Auch für Schwangere und Eiweißallergiker sei die Impfung nicht geeignet.

Wer in keine dieser Gruppen falle, müsse sich in der Regel keine Sorgen machen. „Bei fünf bis zehn Prozent kann es zu leichtem Fieber kommen“, ergänzt der Tropenmediziner. Für alle übrigen Impfungen seien keine gravierenden Nebenwirkungen bekannt. „Gelegentlich kommt es zu Muskelkater, Rötungen oder Schwellungen an der Einstichstelle, manchmal auch leichter Abgeschlagenheit“, so Groth.


Was schützt vor Krankheiten, gegen die es keine Impfung gibt?
Malaria ist in großen Teilen Asiens, Afrikas und Südamerikas verbreitet, „aber die Vorkehrungen für Touristen sind nicht überall die gleichen“, sagt Groth. Es gibt keine in Deutschland verfügbare Impfung, aber Tabletten die vorbeugend oder als Notfallmedikament eingesetzt werden können. „In einigen Ländern Afrikas, auch touristischen Gebieten wie etwa im Krüger-Nationalpark in Südafrika oder in Tansania, sollten die Tabletten jeden Tag eingenommen werden, da das Infektionsrisiko sehr hoch ist“, erklärt der Experte.

Wer nach Asien oder Südamerika reise, könne das Medikament auch in der Reiseapotheke mitnehmen und sich im Ernstfall, wenn etwa hohes Fieber auftritt, selber behandeln. „Je nach Möglichkeit sollten Reisende aber immer ein Krankenhaus vor Ort aufsuchen und prüfen lassen, ob es wirklich Malaria ist“, rät Groth.

Auch Zika, Dengue- und Chikungunyafieber werden durch Mücken übertragen, die für Infizierte sehr gefährliche Schlafkrankheit durch die in Afrika verbreitete Tsetse-Fliege. „Hier hilft nur konsequenter Mückenschutz“, sagt Groth. Dazu zählten: lange Hosenbeine und Ärmel, die zusätzlich mit Mückenmitteln imprägniert werden sollten. „Als wirksamster Stoff gegen tropische Mücken hat sich DEET bewährt“, sagt Groth. Fernreisende sollten darauf achten, dass ihr Insektenmittel diesen Stoff enthält.