Nienstedten. Auf der Messe in Nienstedten bieten 230 Aussteller noch bis zum Sonntag Schönes und Praktisches – von Rosen bis Feng-Shui

Kurz vor der Eröffnung am Donnerstag um 11 Uhr bildet sich bereits eine Schlange am Einlass. Weitere Besucher strömen vom Bahnhof Klein Flottbek gen Derbygelände. Das Interesse an der viertägigen Messe Home&Garden ist offensichtlich groß. 20 Minuten später ist von den Besuchern nicht mehr viel zu sehen, von den Ausstellern auch nicht. Denn über das Messegelände tobt ein Gewitter. Töpfe fliegen um, Blumen wehen weg. Besucher und Aussteller haben sich so gut es geht in Sicherheit gebracht. Mitten im Unwetter steht Hans-Werner Dingel von der Rosenschule Koopmann und klammert sich an seinen Sonnenschirm, der plötzlich zum Regen- und Hagelschutz geworden ist. Viele der schönen Rosentöpfe sind durch den starken Wind umgestürzt.

„Den Rosen macht das nichts aus“, sagt Dingel. Das Unwetter ist da schon wieder abgezogen. Die Sonne knallt vom Himmel. Seit 149 Jahren züchtet die Pinneberger Baumschule Rosen. Mit ihren Pflanzen wie der Beverly, der Gloria Dei und der Augusta Luise ist das Unternehmen zur Haus- und Gartenmesse angereist. „Die alten Sorten sind wieder gefragt“, sagt Dingel. „Wir sind nie nur dem Trend gefolgt, sondern haben immer auch alte Sorten gezüchtet. Das zahlt sich jetzt aus.“

230 Aussteller haben in diesem Jahr auf dem mehr als 30.000 Quadratmeter großen Areal in Nienstedten ihre „Zelte“ aufgeschlagen, wie Projektleiterin Carolin Steinbrecher erklärt. Sie rechnet trotz der anfänglichen Wetter­kapriolen wieder mit bis zu 25.000 Besuchern. „Das Spektrum ist groß. Wir bieten hier Produkte aus den Bereichen Lifestyle, Kunst oder Home-Entertainment an“, sagt Steinbrecher.

Hamburger Feinsattlerin arbeitet mit Lachsleder

In der Tat gibt es eine Menge für den allerdings auch stattlichen Eintrittspreis von 14 Euro zu entdecken: blubbernde Whirlpools, Gartenpavillons, Dekoratives und Antikes aus den Niederlanden, Hüte, Flaschenbars, Möbel aller Art und auch viel Ungewöhnliches. So zeigt Designerin Nicole Booss, wie modern der Gehrock im 21. Jahrhundert sein kann. Ein Besuch im Ausstellungszelt lohnt zudem, weil hier auch Christin Dahlmann ihre Produkte ausstellt.

Dahlmann ist eine von nur noch zwölf Feinsattlerinnen in Deutschland. In ihrer Hamburger Manufaktur entstehen unter anderem Taschen. Als eine von wenigen arbeitet die Feinsattlerin auch mit Lachsleder. Mit der gegerbten Fischhaut verzierte sie zum Beispiel eine Sylter Küche. Ungewöhnlich ist auch der Ansatz von Immobilienkauffrau Bettina van de Loo. Die Hamburgerin bietet unter anderem energetisches Feng-Shui an. Wer sich in seinen eigenen vier Wänden nicht mehr wohlfühlt oder ein Haus einfach nicht loswird, kann sich an sie wenden.

Laut van de Loo, die an der Feng-Shui-Meisterei in Berlin eine Zusatzausbildung absolvierte, gibt es einen energetischen Grund dafür, warum wir uns in manchen Räumen sehr unwohl fühlen und in anderen eben nicht. „Der Mensch speichert negative und positive Erlebnisse. Bei Räumen ist das genauso“, erklärt van de Loo. Sie habe einfach ein Gefühl dafür, und dank ihrer Ausbildung weiß sie auch Abhilfe. Sie arbeitet mit Symbolen, Düften und Ritualen. „Das ist nicht für jeden etwas“, stellt die 49-Jährige klar. Doch bei Bedarf bietet sie es gern an. Van de Loo schwört auf Feng-Shui. Dadurch habe sie unverkäufliche Häuser veräußert, schwierige Mietshäuser entschärft sowie Bewohnern zu mehr Schlaf und einem besseren Wohngefühl verholfen.

Mit der gelernten Raumausstatterin Ninailona Herber teilt sie sich einen Messestand. Herber schwört ebenfalls auf Feng-Shui. Allerdings führt sie Analysen durch und verändert Wohnungen dann im Sinne der Lehre gestalterisch. Sprich: Farben werden verändert oder Möbel umgestellt. „Viele Leute denken, dass ich mit einem Zauberstab komme“, berichtet Herber. Doch im Gepäck hat sie vielmehr einen Kompass. Mit dessen Hilfe könne sie die unsichtbare Sprache der Räume messen, analysieren und im Sinne der Bewohner beeinflussen.

Das Wetter zum Messebeginn konnten allerdings auch die beiden nicht in ihrem Sinne beeinflussen. Obwohl sie sich anfangs noch sehr optimistisch gaben, mussten auch sie sich vor dem Unwetter in Sicherheit bringen.

Die Messe Home&Garden (erreichbar über die Eingänge an der Jürgensallee und an der Baron-Voght-Straße) ist noch von diesem Freitag bis Sonntag, 25. Juni, geöffnet – und zwar jeweils von 10 bis 19 Uhr. Erwachsene zahlen 14 Euro, ermäßigt 12 Euro. Kinder und Jugendliche bis 17Jahre haben freien Eintritt.

Seit 2000 Jahren werden Rosen als Zierpflanzen gezüchtet. Die Gattung umfasst mehr als 100 Arten. Gärtner unterscheiden vor allem zwischen zwei Kategorien: Wild- und Kulturrosen. Seit der Antike gilt die Rose als „Königin der Blumen“. Zudem gilt sie als Symbol der Liebe, allerdings ist die Bedeutung von der Farbe abhängig. Rote Rosen stehen für einen Liebesbeweis. Weiße Rosen dagegen für ein Herz, das unfähig ist zu lieben.

In der Blumensprache finden sich diese Bedeutungen wieder. In verschiedenen Kulturen wurden Blumen Bedeutungen zugewiesen. Mit ihrer Hilfe drückte man aus, was man sonst nicht sagen konnte, aber vor allem auch nicht durfte. Besonders im Orient war dieser Blumen-Code verbreitet, der im 18. Jahrhundert entschlüsselt wurde und in Europa dadurch seine Verbreitung fand. Daher stammt wohl auch die Redewendung „etwas durch die Blume sagen“.