Venedig.

Vor zehn Jahren sorgte Alexandra Hai für eine Revolution: Die damals 35-Jährige durfte als erste Frau in Venedig als Gondelfahrer arbeiten. „Es ist das erste Mal, dass eine Vertreterin des schönen Geschlechts mit der Gondel Touristen befördern darf“, schrieb die italienische Nachrichtenagentur Ansa damals. Nun sorgt die gebürtige Hamburgerin erneut für Aufsehen in der Lagunenstadt: Aus Alexandra ist Alexander geworden. In den vergangenen Jahren hat er sich einer Geschlechtsumwandlung unterzogen, erzählte er dem US-Sender „Radiolab“.

„Ich ändere mich nicht, ich werde, wer ich bin“, erklärte Hai seine Entscheidung. Schon als Kind hatte er gespürt, dass er im falschen Körper stecke. Die kleine Alexandra hatte sogar gebetet, dass ihr ein Penis wächst. Die Eltern, beides Ärzte, hatten kaum Verständnis für die Leiden ihres Kindes. Mit 15 Jahren riss Alexandra von zu Hause aus, trieb sich alleine auf St. Pauli rum und landete schließlich in Venedig. Das Wasser, die Gondeln, der Markusplatz – das alles faszinierte die 29-Jährige. Sie nahm Ruderunterricht und wurde von den Männern auf den Booten lange belächelt. 900 Jahre lang waren die Gondolieros unter sich – nun wollte eine Frau in den Männerbund eindringen. Als sich Alexandra Hai entschloss, professionelle Gondelführerin zu werden, wurde sie sogar beschimpft, wie Hai gegenüber „Radiolab“ erzählte. Italienische Medien sprachen damals von einem „Sturm auf dem Canal Grande“.

Und Alexandra Hai wurde plötzlich zur Vorkämpferin für Frauenrechte. „Dann ging das los mit dem Feminismus“, erinnert er sich. Dabei wollte Hai nur das tun, was ihm Spaß machte. Der Titel „erste Gondoliera“ brachte zwar Kunden, doch der Kampf gegen Neider war ermüdend, erzählt er.

Ein Hotel nahm sie schließlich unter Vertrag. Seit dem befördert sie Touristen durch Venedig. Und nun also als Mann. Was die Geschlechtsumwandlung für seinen Job bedeutet, sagt Alexander Hai, wisse er noch nicht. Ob die Kunden ihn nun als Mann akzeptieren? Eine neue Schlacht schlagen wolle er nicht, sagt er. „Aber wenn es nötig ist, kann ich es.“