Hamburg. Bahnstrecke zwischen Hamburg und Lübeck stundenlang gesperrt. Linksextremisten bekennen sich im Internet

Knapp drei Wochen vor dem G20-Gipfel in Hamburg haben militante Gegner des Treffens gestern in mehreren Bundesländern insgesamt 13 Brandanschläge auf Bahngleise verübt und dort den Zugverkehr zum Erliegen gebracht. Ein Zentrum der koordinierten Aktion war Hamburg und die Bahnstrecke nach Lübeck. Hier wurde ein Bus-Ersatzverkehr eingerichtet. Pendler mussten lange Verspätungen hinnehmen. Außerdem gab es Anschläge in Berlin, Köln, Dortmund, Leipzig und Bad Bevensen (Niedersachsen).

In einem im Internet verbreiteten Bekennerbrief wurden die Taten als Angriffe „auf eines der zentralen Nervensysteme des Kapitalismus“ bezeichnet. Die Polizei geht davon aus, dass das Schreiben authentisch ist. Der für politisch motivierte Taten zuständige Staatsschutz nahm Ermittlungen auf. Festnahmen gab es zunächst nicht.

Die Anschläge auf die Bahnstrecken geschahen an allen Schauplätzen am frühen Morgen, zwischen 1 Uhr und 4.30 Uhr. Das Bundesinnenministerium sprach von „unkonventionellen Spreng- und Brandvorrichtungen“. In Hamburg, so hieß es, seien Kabelschächte geöffnet, Brandbeschleuniger hineingekippt und entzündet worden. Anschläge gab es im Bereich Höltigbaum im Stadtteil Rahlstedt und auch im Stadtteil Eidelstedt am Olloweg. Unter anderem wurden Starkstrom­kabel neben dem Gleisbett der S-Bahn beschädigt. Dabei hatten es die Täter nicht nur auf die Störung des Bahnverkehrs abgesehen. „Die Bahn nutzt die Kabelkanäle nicht nur für die interne Signalübermittlung, sondern vermietet die Schächte auch an andere Datennetzbetreiber“, heißt es in dem Bekennerschreiben.

Tatsächlich wurde auch das Vodafone-Netz durch die Anschläge teilweise gestört. „Weil wir in der Nähe von Bahntrassen Anlagen unterhalten, sind wir lokal davon betroffen“, sagte ein Sprecher. Der MDR berichtete, dass rund 14.000 Haushalte in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Die Strecke von Lübeck nach Hamburg wurde für die Spurensicherung und Reparaturen bis zum Mittag voll gesperrt. Dann konnten erste Züge wieder fahren, doch es kam weiter zu Verspätungen.

Seite 15 „Mit Anschlägen gerechnet“