Hamburg. Weitere Verspätungen im Pendlerverkehr nach Hamburg. Staatsschutz prüft Zusammenhang der Brandanschläge mit G20. Polizei sucht Zeugen.

Knapp drei Wochen vor dem G20-Gipfel in Hamburg haben Unbekannte an zahlreichen Bahnstrecken in ganz Deutschland Brandanschläge verübt. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums sagte am Nachmittag, die Kabelbrände an den Gleisen gingen auf unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtungen zurück. Täter wurden aber bislang nicht gefasst.

Ein Berliner Polizeisprecher hatte zuvor erklärt, in der Nacht zum Montag habe es 13 mutmaßliche Anschläge in mehreren Bundesländern gegeben. Betroffen waren unter anderem Berlin, Hamburg, Köln, Dortmund, Leipzig und mindestens ein Ort in Niedersachsen. Teils gab es erhebliche Probleme für Reisende.

Polizei sucht Zeugen für Brandanschläge

In Hamburg prüft der Staatsschutz, ob es sich um einen politisch motivierten Anschlag handelt. In der Nacht zum Montag hätten im Bereich Höltigbaum im Stadtteil Rahlstedt und auch im Stadtteil Eidelstedt am Olloweg Kabel neben den Gleisen gebrannt, sagte ein Polizeisprecher am Montagmorgen. Unter anderem wurden Starkstromkabel neben dem Gleisbett der S-Bahn beschädigt.

Die Taten ereigneten sich zwischen 3.30 und 4.20 Uhr in der Frühe. Zeugen, die Hinweise auf den oder die Täter geben können oder die sonstige verdächtige Beobachtungen gemacht haben, werden gebeten, sich bei der Polizei Hamburg unter der Telefonnummer 040/4286-56789 zu melden.

Bekennerschreiben wird von der Polizei geprüft

Auf der Webseite „linksunten.indymedia.org“ bekannte sich am Montagvormittag eine Gruppe namens "Shutdown G20" zu den Anschlägen und setzte diese in Bezug zum anstehenden Gipfel. Aus Sicherheitskreisen hieß es, das mutmaßliche Bekennerschreiben passe ins „Raster“. Allerdings sei es noch zu früh zu sagen, ob dies tatsächlich authentisch sei.

Indymedia versteht sich als offene Plattform zur freien Verbreitung von Informationen. In der Vergangenheit waren dort im Zusammenhang mit Bekennerschreiben zu Straftaten aber auch Fälschungen aufgetaucht.

Normalisierung in Hamburg nicht vor Dienstag

Nach Bränden an den Gleisen auf der Strecke zwischen Rahlstedt und Ahrensburg verkehrt die Bahn seit 4.30 Uhr mit erheblichen Einschränkungen. Die Regionalzüge zwischen Lübeck und Hamburg konnten erst am Mittag wieder ein Gleis auf der Strecke befahren. Reisende müssen weiter mit Verzögerungen rechnen. Am späten Vormittag wurden zudem der Südsteg des Hauptbahnhofs und mehrere Gleise gesperrt, nachdem ein herrenloses Gepäckstück gefunden worden war. Das Gepäckstück stellte sich jedoch schnell als harmlos heraus, die Sperrungen wurden schnell wieder aufgehoben.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Die Ausfälle und Verspätungen im Zusammenhang mit den beschädigten Kabelschächten werden hingegen noch bis Dienstagmittag anhalten, sagte ein Specher. Infos für Reisende gibt die Bahn auf ihrer Serviceseite im Internet.

Auch der Metronom war verspätet

Auch zwischen Uelzen und Hamburg gab es zwischenzeitlich Verspätungen bei der Bahn. Betroffen war der Metronom, eine Hauptlinie niedersächsischer Pendler nach Hamburg. Auch dort sollen Kabelbrände die Ursache sein. Taten habe es auch in Bad Bevensen und in Bremen gegeben, ergänzte ein Sprecher der Bundespolizei in Hannover.

Aktionen angedroht

Am 7. und 8. Juli treffen sich beim G20 Staats- und Regierungschefs aus den führenden Industrie- und Schwellenländern sowie Vertreter der EU in Hamburg. Vor dem Gipfel hatten Linksextremisten wiederholt Aktionen und Anschläge angekündigt.

Der Sprecher des Bundesinnenministeriums sagte, es sei noch zu früh für Aussagen, ob es einen Zusammenhang zwischen den Angriffen und dem bevorstehenden Gipfel gebe. Generell sei aber ein Zusammenhang möglich, hieß es aus den Sicherheitskreisen. „Angriffe auf die Infrastruktur passen ins Muster linksextremistischer Mobilisierung vor dem G20-Gipfel.“

Es waren nicht die ersten Anschläge dieser Art auf technische Bahnanlagen. Im Mai 2011 war nach einem Feuerangriff auf eine Kabelbrücke am Berliner Bahnhof Ostkreuz ein großer Teil des Nahverkehrs zusammengebrochen. Die Polizei hielt ein im Internet verbreitetes Bekennerschreiben aus der linksautonomen Szene für authentisch. Demnach wollte eine Gruppe mit dem Namen Hekla mit der Aktion gegen den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr protestieren.