Unter den Röntgenaugen der Justiz: Auch der mächtigste Mann der Welt muss sich dem US-Rechtsstaat beugen

Das unsympathische alte Kind ist beim Spielen an den Röntgenapparat gekommen. Ohne es zu wollen, hat Donald Trump die amerikanische Demokratie durchleuchtet. Er wollte nur Spaß haben, Deals machen und recht haben. Jetzt zeigt sich das Skelett dieses alten, aber unverbrauchten Verfassungsstaates.

Staatsanwälte, aus deren Sicht niemand über dem Recht steht. Auch ein Präsident nicht, der glaubt, das Recht sei nur etwas für die anderen. In ihren Heimatstaaten Maryland und dem District of Columbia haben sie ihn angezeigt. Das Bild zeigt den XXL-Kiefer des Sonderermittlers Mueller. Er hält für möglich, dass der orangefarbene Präsident die Justiz behindert hat.

Vor allem aber führt das Röntgenbild vor, wie einwandfrei die Gelenke des Parlaments funktionieren. Bar-Besucher verfolgen gebannt die Vernehmungen in Sonderausschüssen. Wenn beispielsweise die Senatorin und ehemalige kalifornische Generalstaatsanwältin Kamala Harris auftritt. Die Verhörten aus der Trump-Bande können wahrscheinlich die blauen Flecken zeigen. Die Stellen, wo sie von den Fragen der brillanten Demokratin getroffen wurden.

In Deutschland blubbert die Empörung ungebremst. Gleichgültig, wie oft sich manche Leute den Mund abwischen, es kommt immer wieder neuer Trump-Schaum. Dabei beginnt bald ein Fußballturnier. In einem Land, dessen Präsident sich nicht vor zu viel Demokratie fürchten muss. Morde an Journalisten, ohne parlamentarische Sonderausschüsse. 30 Tage Haft für einen Oppositionspolitiker, sobald er nur mit dem Opponieren beginnt. Gewaltsam die Krim annektiert und ein Raketensystem geliefert, mit dem 298 Menschen an Bord eines Zivilflugzeugs vom Himmel geholt wurden.

Mit Wladimir Putin geht der deutsche Außenminister und ein von Gazprom bezahlter Ex-Bundeskanzler nach den offiziellen Terminen schön zum Abendessen. Solange sie nicht mit Donald Trump Schokokuchen in Mar-a-Lago naschen, will so was bei uns keiner zu röntgengenau nehmen.