Hamburg. Kammerspiele-Intendant Schneider spricht vom „Störfaktor“. St. Pauli Theater sieht „Kollateralschäden“

Schwächt die Begeisterung für die Elbphilharmonie die hiesige Theaterszene? Zur Eröffnung der Privattheatertage hat Multi-Intendant und Festivalleiter Axel Schneider Zuschauereinbrüche von bis zu 20 Prozent öffentlich gemacht. Die Verantwortung gibt er der Euphorie um das neue Konzerthaus: „Jeder hat nur ein begrenztes Budget an Zeit und Geld“, sagte Schneider im Altonaer Theater, das er wie die Kammerspiele und das Harburger Theater leitet. Mit der Elbphilharmonie sei – trotz kürzlich erfolgter Subventionserhöhung – ein „Störfaktor“ dazugekommen, den er unterschätzt habe. Vor zwei Jahren konnte er eine Rekordspielzeit vermelden, nun befürchtet er Verluste von mehr als 100.000 Euro. Schneider appellierte an sein Publikum, die Privattheater nicht zu vergessen und sich am besten „das gute alte Abo“ zu gönnen.

Ulrich Waller, Regisseur und Intendant des St. Pauli Theaters, hat an seinem Haus Ähnliches beobachtet: „Militärisch könnte man auch sagen: Die Elbphilharmonie ist ein Volltreffer mit erheblichen Kollateralschäden.“ Er freue sich über den Erfolg des neu hinzugekommenen Kulturangebots, „aber über das, was es für andere bedeutet, muss man reden können, ohne gleich als Miesmacher dazustehen“.

Ernst Deutsch Theater und Ohnsorg-Theater erklärten auf Anfrage, keine oder nur minimale Umsatzeinbrüche zu haben. „Natürlich spielen äußere Einflüsse eine wichtige Rolle“, sagte Ohnsorg-Intendant Christian Seeler, „wie seinerzeit die Finanzkrise, die zu Einbrüchen bei der Auslastung von rund zehn Prozent geführt hat.“ Die Elbphilharmonie vergrößere nun die Konkurrenz, die „vorher schon riesig“ gewesen sei. Seeler empfahl „Ursachenforschung im eigenen Haus“.

Unterdessen wurde bekannt, dass die Hamburg Musik GmbH mit Sponsoren regelmäßige Übertragungen von Elbphilharmonie-Konzerten auf dem Platz der Deutschen Einheit plant.

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