Leinen los, aber bitte in langer Hose. Was die deutsche Kreuzfahrt so anziehend macht

Wer seinen Urlaub auf einem Kreuzfahrtschiff verbringen will, muss ständig dazulernen. Da gibt es bereits an Land viele Fragen zu klären: Schläft die Crew mit an Bord? Dürfen auch Nicht-EU-Bürger, insbesondere Briten, an der Seenotrettungsübung teilnehmen? Und: Was passiert, wenn mein Piercing beim Sicherheitscheck piept? Die schwierigste Frage ist freilich: Was zieht man am besten an, wenn es auf Kreuzfahrt geht?

Viele träumen von der grenzenlosen Freiheit auf hoher See. Und dann das: Fast überall gibt es einen Dresscode für die Gäste. Kaum einer weiß das besser als Franz Neumeier, Kreuzfahrtexperte aus München. „Ab 18 Uhr geht es formeller zu“, sagt er und rückt seinen Schlips gerade: „Die Kreuzfahrtbranche ist generell recht konservativ.“ Ganz ohne Konventionen gehe es nicht. Neumeier meint sogar, auch eine schwarze Armani-Jeans solle am Abend lieber im Schrank bleiben.

Allerdings gelangen immer wieder Gäste an Bord, die sich in kein Korsett pressen lassen. Sie stolzieren in Unnerbüx über die Decks, während andere feinen Zwirn tragen. Sie tänzeln in Flip-Flops zum Kapitänsempfang – und werden höflich abgewiesen. Sie zechen tumb und in ärmellosen Shirts an den Außenbars, während andere in Abendkleid und Smoking am Champagnerglas nippen.

Nur tagsüber, am Pool, sind sie alle vereint – hautnah, hüllenlos und immer hungrig. Zum Glück lockt ein paar Meter weiter der nächste Snack. Wer sich so schadlos hält, wird freilich bald zulegen und nicht mehr in die Abendgarderobe passen. Am Ende nützt selbst der feinste Dresscode nichts, sondern nur noch eine Hose mit Gummizug.