Herbert Blomstedt verliert kein Wort zu viel. Mit einer freundlichen Geste bittet er die Besucherin ins Dirigentenzimmer der Laeiszhalle, da fällt sein Blick auf zwei benutzte Gläser auf dem Tisch. „So eine Unordnung“, sagt er, „das stört mich.“ Er räumt die Gläser beiseite, erst dann setzt er sich zum Gespräch, die Augen blitzen vor Interesse.

Am 11. Juli wird der schwedische Dirigent, der in Amerika zur Welt kam, 90 Jahre alt. Heute gibt er sein Debüt in der Elbphilharmonie. Seine Karriere hat ihn in die ganze Welt geführt – und immer wieder nach Deutschland. Er war Chef des NDR Sinfonieorchesters, wie es damals hieß, und des Leipziger Gewandhausorchesters. Zwischen 1975 und 1985, lange vor dem Mauerfall, stand er der Staatskapelle Dresden vor.

Von den politischen Verhältnissen hat er sich so wenig beeindrucken lassen wie von den angeblichen Zwängen des Musikbetriebs. Seine Richtschnur findet er im Glauben; Blomstedt ist Adventist. Deswegen ist eines sicher: In den beiden Gläsern war nichts als Wasser.

Seite 17 Interview mit Herbert Blomstedt