Lützen/Leipzig.

Der kurze Notruf kommt aus einem Transporter. Ein zwölfjähriges Mädchen meldet sich am Mittwoch bei der Leipziger Polizei, nennt ihren Namen und sagt, sie sei entführt worden. Danach bricht die Telefonverbindung ab. Dank der Beschreibung ortet die Polizei einen weißen Miettransporter auf der A 38 an der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt. Sondereinsatzkommando und Mobiles Einsatzkommando rücken aus. Die Fahnder stoppen das Fahrzeug bei Lützen, nehmen den 36 Jahre alten Mann am Steuer fest und befreien das Mädchen, wie die Polizei mitteilte.

Zum genauen Hergang der Tat halten sich die Ermittler am Tag danach bedeckt. „Wegen der besonderen Schutzbedürftigkeit des Mädchens werden wir dazu keine Angaben machen“, sagte Felix Mezger, Sprecher der Staatsanwaltschaft Leipzig. Damit bleibt etwa die Frage offen, ob das Kind mit Gewalt in den Transporter gezwungen oder hineingelockt wurde. Die Entführung begann im Leipziger Stadtgebiet. Gegen 15.30 Uhr ging der Notruf ein. Das Mädchen sei inzwischen wieder bei seinen Eltern, sagte Polizeisprecher Andreas Loepki. Es sei erstaunlich gefasst gewesen.

Der mutmaßliche Entführer wird vernommen. Seine Aussage machen die Fahnder „aus ermittlungstaktischen Gründen“ ebenfalls nicht öffentlich. Am Abend wurde Haftbefehl erlassen. Der 36-Jährige ist wegen Erwerbs und Besitzes von Kinderpornografie vorbestraft. 2015 habe er deswegen eine Geldstrafe erhalten, so Mezger. Der Mann wohnte in Leipzig, stammt aber aus Sachsen-Anhalt. Wohin er mit dem Mädchen wollte, sei unklar. Familiäre Verbindungen zwischen Opfer und Täter bestünden nicht. Es gebe auch keine Anhaltspunkte dafür, dass sich der Mann und die Zwölfjährige kannten.

Polizeisprecher Loepki sagte, die Zwölfjährige habe sich sehr clever verhalten. Es sei gut gewesen, dass sie nicht erst versucht habe, ihre Eltern anzurufen, sondern direkt den Notruf wählte. Das aufgezeichnete Gespräch habe immer wieder angehört werden können – was die Ortung und den Zugriff etwa drei Stunden nach der Entführung erleichtert habe.