Insbesondere in jungen Filmemachern steckt oft einiges an Autobiografischem – und Hinterlist. Solch ein Typ ist auch Julian Radlmaier. Sein Film „Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes“ lief bei der Berlinale in der Sektion „Perspektive Deutsches Kino“ – als einziger satirischer Beitrag. In der Komödie spielt Radlmaier quasi sich selbst: Julian, Held und Erzähler, ist ein Regisseur ohne Förderung, der zum Ernteeinsatz auf einer Apfelplantage im brandenburgischen Havelland antritt. Das will er gegenüber seinem Schwarm, der Kanadierin Camille (Deragh Campbell), keinesfalls zugeben. Stattdessen bietet er ihr die Hauptrolle in dem unter echten Arbeitern zu recherchierenden kommunistischen Film an.

Recht schnell indes entpuppt sich der Apfelhof als ein Hort der Ausbeutung und als Asyl für ein burleskes Personal. Dazu gehören etwa die heiligen Narren Hong und Sancho, zwei unehrenhaft entlassene Museumswärter auf der Suche nach dem Glück, die in der zweiten, dramaturgisch etwas dahinwabernden Spielfilmhälfte über die Alpen nach Italien ziehen. Dazu kommt ein stummer Mönch, der aber wie Franz von Assisi mit den Vögeln zu sprechen versteht. Und ein Georgier, der sich als Diktator der trotteligen Genossen geriert. Julian steht kurz davor, das Projekt abzubrechen – dann bekommt er plötzlich Drehbuchförderung.

Radlmaier, außer Regisseur und Darsteller noch Autor, hat einen launigen Film gedreht, der sich in vielen Einzelheiten selbst spiegelt. Und als Hund lernt er (der Regisseur) noch Demut.

„Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes“
D 2017, 99 Min., o. A., R: Julian Radlmaier, D: Julian Radlmaier, Deragh Campbell, Kyung-Tack Lie, Beniamin Forti, täglich im Abaton; Premiere: Do 8.6., 20.00, mit Julian Radlmaier und Darstellern