Sie haben denselben Vornamen, und sie sind beide Filmstars in Frankreich. Aber sonst haben sie nicht so viel gemein. Catherine Deneuve ist die große Filmdiva der Nation, Catherine Frot eher eine dramatische Schauspierlein der leiseren Töne. Beide treffen erstmals in einem Film aufeinander, „Ein Kuss von Béatrice“. Im Duell der Catherines spielen sie genau die Rollen, für die sie auch sonst stehen.

Die Deneuve spielt die etwas überkandidelte, chaotische Lebefrau Béatrice. Eine, die sich ein Leben lang durchgewurstelt hat, immer auf Kosten anderer, und derzeit in einem schicken, aber ziemlich leeren Appartement in Paris wohnt, das ihr auch nicht gehört und in dem plötzlich ein verdutzter Makler mit interessierten Käufern steht. Die Parasitin sitzt auf der Straße. Und wendet sich in ihrer Not an Claire (Catherine Frot). Die ist das genaue Gegenteil von ihr: eine verantwortungsvolle, überkorrekte Frau, die als Hebamme Leben schenkt, aber selbst immer ein bisschen zu kurz kommt. Von Béatrices Ansinnen ist sie erst mal baff: Immerhin hat ihr Vater sie und ihre Mutter einst wegen Béatrice verlassen – und ist dann vor Gram gestorben, als Béatrice ihn fallen ließ. Schroff weist sie die Dame ab. Aber die erleidet einen Schwächeanfall, hat einen Hirntumor, auch wenn sie das verdrängt. Schon hat Claire Mitleid: Das Helfersyndrom ist stärker als Groll.

Martin Provosts Tragikomödie ist klassisches Star-Kino, wie es die Franzosen aber perfekt beherrschen: ein Film, der passgenau auf seine beiden Stars zugeschnitten ist. Das ist ein bisschen vorhersehbar, hier die komische Alte, da die verhuschte Jüngere. Aber je länger der Film dauert, desto mehr muss man sie beide liebhaben. Und das Duell der Catherines wird nach und nach auch ein Zusammenspiel, wenn auch eines, das bewusst holpern will.

„Ein Kuss von Béatrice“ F 2017, 117 Min., ab
6 J., R: Martin Provost, D: Catherine Frot,
Catherine Deneuve, Olivier Gourmet, Quentin ­Dolmaire, täglich im Holi und Koralle-Kino