Die reformierte US-Rockband Dinosaur Jr. kommt am 12. Juni in die Große Freiheit 36

Dass sie als Band noch einmal zusammenspielen würden, hätten sich J. Mascis, Lou Barlow und Murph wohl nicht träumen lassen, nachdem Mascis seinen Bassisten Barlow 1988 aus der gemeinsamen Band Dinosaur Jr. geworfen hatte. Bei der Produktion des Albums „Bug“ hatten sich die beiden derart in die Wolle gekriegt, dass eine weitere Zusammenarbeit nicht mehr möglich schien. Schlagzeuger Murph flog etwas später aus der Band.

J. Mascis, selber ein exzellenter Drummer und ein noch besserer Gitarrist, gab dem Trommler mit auf den Weg: „Ich habe keine Lust mehr, mit einem so uninspirierten Schlagzeuger zu spielen.“ Lou Barlow gründete daraufhin seine Band Sebadoh, Murph kam bei den Lemonheads unter, und Mascis segelte mit seiner Noiserock-Band unter der Grunge-Flagge weiter – als Schlagzeuger und Gitarrist. Kurt Cobain hat ihm damals angeboten, bei Nirvana als Drummer einzusteigen, doch Mascis sagte ihm ab.

Im Jahr 2005 jedoch fanden die zerstrittenen Musiker wieder zusammen und spielten bei ein paar Festivals. 2007 erschien dann das Comeback-Album ­„Beyond“.

Seither ist aus dem Trio eine feste Einheit geworden, die Zerwürfnisse von damals sind längst vergessen. „Lou ist ein wenig ruhiger geworden“, sagt Mascis über seinen Bassisten Barlow. Der steuert im Übrigen zu jedem Album auch ein paar Songs bei, obwohl Dinosaur Jr. in erster Linie die Band von Mascis ist. Wenn man sich die insgesamt elf Alben anhört, klingt der Sound wie ein einziges langes Gitarrensoli – in unterschiedlichen Genres ­allerdings.

Mascis ist interessiert, die Skala von ganz leise bis ganz laut auszuloten

Mascis verfügt über die Ruppigkeit des Punk, er liebt – genauso wie Neil Young – ohrenbetäubende Rückkoppelungen, manchmal schimmert sein Faible für gegniedelten Classic-Rock durch, er ist ein Meister des Noise-Rock und immer daran interessiert, die dynamische Skala von ganz leise bis ganz laut auszuloten – bis die Ohren bluten und die Trommelfelle kurz vorm Platzen sind. Dinosaur Jr. ist immer eine Band der Extreme gewesen, aber eine, die jetzt schon mehr als 30 Jahre lang eine herausragende Außenseiterposition innehat.

Vier Alben hat die reformierte Ursprungsformation von Dinosaur Jr. seit 2007 veröffentlicht, das aktuellste erschien im vergangenen Sommer mit dem Titel „Give A Glimpse Of What Yer Not“. Wie jede Dinosaur-Platte ist auch Album Nummer elf ein erstklassiges Werk geworden, auf dem das US-Trio das macht, was es schon immer am besten konnte: euphorischen Alternative-Rock mit Ausflügen in verschiedene Subgenres des Rock ’n’ Roll bis hin zu Folk und Country.

Die drei Krachmacher haben auch eine melodiöse Seite, wie die von Lou Barlow geschriebenen Songs „Left/Right“ und „Love Is ...“ zeigen. Über letzteren Song sagt Barlow, dass ihn die Softrocker Smokie dabei beeinflusst hätten. Aber keine Sorge, mit Murphs harten Getrommel und Mascis’ metallischer Gitarre ist daraus keine Nummer zum Schwofen geworden. Angesichts der härteren Stücke auf dem Album wirkt sie allerdings wie Balsam für die Gehörgänge.

Dinosaur Jr. Mo 12.6., 20.00, Große Freiheit 36 (S Reeperbahn), Karten: 32,95; www.dinosaurjr.com