Elbjazz machte 2016 eine Pause – und kommt nun mit Gregory Porter und Agnes Obel zurück in den Hafen

Das Gelände ist der Star. Zwar kann sich auch das Programm beim Elbjazz sehen lassen, aber die Kombination aus Blohm + Voss und Elbphilharmonie ist unschlagbar. Und wenn das sommerliche Wetter anhält, könnte aus dem Neuanfang des Jazz-Festivals an der Elbe einer der Höhepunkte des Kulturjahres 2017 werden – zumal Elbjazz mit einem Programm im Thalia-Zelt noch an das laufende Festival „Theater der Welt“ andockt.

Man musste kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass die etwa 11.000 Karten für die sechs Konzerte in der Elbphilharmonie sehr bald verkauft sein würden, doch es gibt ein paar Tausende Musikfans, die auch ohne Zugangscode für Hamburgs neues Wahrzeichen auf die andere Seite der Elbe schippern (oder zu Fuß durch den Alten Elbtunnel laufen), um ein abwechslungsreiches Programm unter Kränen und in Maschinenbauhallen zu erleben. Nachdem Elbjazz im vergangenen Jahr ausgesetzt hat, konzentrieren sich die Festivalmacher im Wesentlichen auf zwei Standorte: das Werftgelände mit insgesamt vier Bühnen sowie die Elbphilharmonie und eine Open-Air-Bühne vor dem Gebäude, auf der ausschließlich Bands mit Studenten der Hochschule für Musik und Theater (HfMT) spielen werden. Der Mojo Club dient als nächtliche Party-Location, in der Hauptkirche St. Katharinen gibt es Late-Night-Konzerte, und im Thalia-Zelt am Baakenhafen präsentieren sich europäische Newcomer.

Dass Elbjazz, was die Zuschauerzahlen angeht, inzwischen das größte Jazz-Festival Deutschlands ist, verdankt es auch Zugpferden wie dem amerikanischen Sänger Gregory Porter, der ständig neue künstlerische Herausforderungen sucht. Am 3. Juni auf der Hauptbühne wird er nicht nur von seiner Band, sondern auch von den Streichern des Kaiser Quartetts begleitet. Ein weiterer großer Name ist der US-Saxofonist Joshua Redman, der zu den wichtigsten Vertretern des zeitgenössischen Jazz zählt. Er kommt mit einem Trio nach Hamburg und wird gleich zweimal zeigen, welch ein Meister der Improvisation er ist: am 2. Juni open air bei Blohm + Voss und am 3. Juni in der Elbphilharmonie. Obwohl mit den Trompetern Nils Wülker und Erik Truffaz, dem norwegischen Saxofonisten Jan Garbarek und der Nachwuchshoffnung Anna-Lena Schnabel weitere erstklassige Jazzmusiker im Programm dabei sind, blickt man bei Elbjazz wie auch schon in den Jahren zuvor weit über den Tellerrand des reinen Jazz hinaus.

Die dänische Pianistin und Sängerin Agnes Obel, die für versponnnen Kammerpop steht, kommt mit einer weib­lichen Band. Akua Naru, in Köln lebende afroamerikanische Rapperin, zählt zum Hip-Hop, und selbst die NDR Bigband wird in diesem Jahr ein Programm vorstellen, das mehr Rock als Jazz ist. Zusammen mit dem vietnamesischen Gitar­risten Nguyên Lê interpretiert sie Pink Floyds „The Dark Side Of The Moon“ als großorchestrales Spektakel. Auch Hildegard lernt Fliegen, das Ensemble um den Vokalkünstler Andreas Schaerer ist ein freies Klangexperiment und nur schwer stilistisch einzuordnen. Aber diese Vielfalt hat Elbjazz immer ausgezeichnet. Das war 2010 im Eröffnungsjahr genauso, wie es 2017 sein wird.

Elbjazz Fr 2.6., ab 16.00, Sa 3.6., ab 14.00 verschiedene Bühnen, 2-Tagesticket 89,-, Tagestickets 55,- (2.6.) und 69,- (3.6.); www.elbjazz.de