Die Jugend ist die Zeit des unverschämt unbekümmerten Lebens. Die Zeit, in man sich so unverwundbar fühlt wie später nie mehr. So geht es auch Samantha Kingston, genannt Sam (Zoey Deutch), und ihren besten Freundinnen. Die vier zählen zu den Coolen an der Highschool und führen ein privilegiertes und scheinbar perfektes Leben. Sie sind attraktiv und beliebt, daten die angesagtesten Jungs und haben auch in der Schule keine Probleme.

Ihr Leben dreht sich um Styling, Partys und fiese Scherze auf Kosten von Außenseitern wie der merkwürdigen Juliet (Elena Kampouris), die sich hinter wallenden Haaren versteckt und düstere Bilder malt. Auch die Familie muss dran glauben. Sam sind ihre kleine Schwester und ihre Eltern nur noch lästig. Ist es die Clique, die sie so stark macht, dass sie sich über andere erhebt? Oder funktioniert die Clique nur durch Abgrenzung?

Ein tragischer Unfall stellt die Freundschaft der Mädchen auf die Probe. Nach einer wilden Party wird Sam in einen Autounfall verwickelt, der sie das Leben kostet. Doch als wäre nichts gewesen, wacht sie am Morgen desselben Tages in ihrem Bett auf – „Und täglich grüßt das Murmeltier“ lässt grüßen. Wieder und wieder muss Sam jenen 12. Februar durchleben, der in ihrem Ende mündet. Was zunächst wie eine wunderbare Chance wirkt, das Schicksal abzuwenden, entpuppt sich als Albtraum. Irgendwas muss die 17-Jährige anders machen, um der Zeitschleife zu entkommen.

Sam beginnt, den letzten Tag ihres Lebens zu verändern – und damit auch sich selbst. Das droht ihre Clique zu zerreißen und bringt die heile Fassade der It-Girls ins Bröckeln. Sam allerdings wächst durch ihr Tun über sich hinaus. Sie lernt, sich auch mal unbeliebt zu machen – und erkennt ihre wahren Freunde. Letztendlich schafft sie es, sich selbst zu retten.

Ry Russo-Youngs Film „Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie“ (im Original „Before I Fall“) basiert auf dem Debütroman von Lauren Oliver, die damit 2010 einen Bestseller landete. Vieles an dem Film, der als Mystery-Drama vermarktet, aber mehr eine Coming-of-Age-Geschichte ist, ist klischeebehaftet, aber auch gerade deshalb so authentisch. Dazugehören, Spaß haben: Darum geht es in den Jugendjahren. Aber zum Erwachsensein gehört eben mehr – etwa, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen.

Dass die Heldin diese Lektion lernen muss, ist vorhersehbar. Doch je länger der Film dauert, desto mehr rückt die moralische Botschaft zugunsten von Spannung und Emotionalität in den Hintergrund. „Bin ich ein guter Mensch?“, fragt Sam eines Abends ihre Mutter verzweifelt. Und die antwortet voller Vertrauen: „Ein großes Herz schrumpft nicht.“

Auch überrascht der Film immer wieder mit liebevollen Details. So nimmt der Lehrer an jenem 12. Februar ausgerechnet Sisyphos durch, die Figur aus der griechischen Mythologie, die zur Strafe ewig einen Felsblock auf einen Berg wälzen muss – so wie Sam immer wieder denselben Tag bewältigen muss.

„Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben vorbei, sagen sie“ USA 2017, 98 Minuten, ab 12 Jahren, Regie: Ry Russo-Young Darsteller: Zoey Deutch, Halston Sage, Elena Kampouris, täglich im Studio, UCI Othmarschen Park/Wandsbek