Nach Manchester muss es einmal gesagt werden. Nach einer Tat voller Hass hilft vor allem Liebe

Ich weiß, warum wir schon so lange zusammen sind, liebe Engländer. Anders als so manches Silberpaar weiß ich genau, was ich empfinde, wenn ich an euch denke.

Bewunderung dafür, dass sich bei euch selbst das Unrunde nicht eckig anfühlt. Die Klassenfahrt als 16-Jähriger hätte ein Albtraum werden können. Küstenort, ewiger Niesel. Reihenhäuser, die wie Zehennägel eingewachsen wirken. Eine Kriminaltechnik hätte in meinem Gästebett wahrscheinlich Haare von bis zu 16 Katzen isoliert. Aber diese wunderbaren Gasteltern. Die aufrichtige Herzlichkeit, die in der Frage nach noch einer Tasse Tee kuschelte, würde augenblicklich Kriege beenden. Nur ihr könnt auf die Idee kommen, dass die Zubereitung eines weihnachtlichen Fruchtkuchens mit Rinderbrühe zu tun hat. Nur in euren Stadien stehen Fans, die entfesselt übermütig einen Plastikpenis über zig Hände die Tribüne heruntertanzen lassen. Um dann den genervten Polizisten auf der Laufbahn zuzurufen: „We want our dick back!“

Die Charaktere, die euer Schauspieler Hugh Grant verkörperte, haben viele erlöst. Alle, die auch schon immer zu verschroben und zu schüchtern waren, um jemals wie Bruce Willis sein zu können.

Ihr produziert Minstrels, die besten Schokolinsen der Welt. Auch in einer schaukeligen Nacht auf einem Kreuzfahrtschiff tanzt Ihr Cha-Cha. Weil man auf einem Schiff ihrer Majestät nun mal nicht die Contenance verliert. Danke für die Biere, die ihr uns, den Gastfans, 1997 in Manchester spendiert habt. Der Abpfiff des Spiels bedeutete für euch das Ende des Wettbewerbs. Aber ihr habt applaudiert. Weil wir es nach eurer Meinung verdient hatten. Ihr wisst, dass es in Deutschland viele Menschen gibt, die, wie ihr, an spanischen Stränden nicht bräunen. Sondern auf alarmierende Weise „color di gamba“ entwickeln. Ihr macht aus unserer Zuneigung zu euch gelegentlich gehässige Scherze.

Nach einer Tat aus Hass soll die altbekannte Liebe aber vor allem eins: euch möglichst guttun.