Auf Französisch gibt es sie, im englischsprachigen Raum ist sie ein eigenes Genre, in dem Wes Anderson mit seinen Filmen eine Unterabteilung leitet: die „launige“ Komödie, in der meist melancholische Sonderlinge in oft abstruse Dinge verwickelt werden.

Das deutsche Kino hat bislang selten den richtigen Ton dafür getroffen, der zwischen Wehmut, Humor und Sinn fürs Absurde die Schwebe halten muss. Jens Wischnewski aber gelingt es in seinem Debüt mit erstaunlicher Selbstverständlichkeit.

Sein Film erzählt eigentlich von einer Tragödie, einer Verkettung von Unglücken: Ein Vater erleidet einen Schlaganfall, ein Schiff geht unter, eine schwangere Frau verschluckt sich, ein Krankenwagen stürzt ins Wasser. Nur dass Schimon (Christoph Letkowski) all diese Ereignisse mehr wie ein Schlafwandler als ein Leidender an sich vorbeiziehen lässt. Sicher, der junge Tonkünstler versucht stets das Richtige zu tun. Aber die Reihenfolge seines Tuns harmoniert nicht immer mit der Richtigkeit.

Dieser speziellen Seelenlage entsprechend erzählt der Film von den Ereignissen aus Schimons Leben in Vor- und Rückblenden, die man eingangs als irritierend empfinden könnte, die aber mit der Zeit als Charakterzug überzeugen. Am Anfang steht der Unfall von Schimons Frau Jella (Karoline Bär), aber kurz nach der Todesnachricht, noch im Krankenhaus, begegnet Schimon Milena (Luise Heyer), mit der er zwei Wochen später schon im Bett landet. Und dann schauen genau an diesem Morgen seine trauernden Schwiegereltern vorbei.

Realistisch im engeren Sinn verhalten sich nur Schimons Eltern. Schimon dagegen fällt seine Entscheidungen durch magisches Abzählen: „Wenn die Ampel bei zehn noch rot ist …“ Aber irgendwann begreift man als Zuschauer fast mit Bestürzung, dass die oft gewollt wirkende Situationskomik tatsächlich eine gute Möglichkeit bietet, sich an der Unfähigkeit zu trauern, abzuarbeiten.

Die Reste meines Lebens D 2017, 108 Minuten, ohne Altersbeschränkung, Regie: Jens Wischnewski, Darsteller: Christoph Letkowski, Luise Heyer, Karoline Bär, täglich im Passage, Studio-KIno