London.

Immer wieder wurde er von Fans gebeten, er solle doch ein Sean-Connery-Autogramm geben. Das hat Roger Moore dann auch immer getan. Mit falschem Namen. Er war schließlich Gentleman. Und er war halt „nur“ der zweite James Bond. Diese kleine Anekdote, die er gern erzählte, verrät aber auch schon viel über die Wesenszüge, die seine Karriere geprägt haben: staubtrockener britischer Humor. Und die Kunst der Selbstironie. Nun ist Roger Moore am Dienstag mit 89 Jahren in der Schweiz gestorben, nach einer kurzen, schweren Krebserkrankung, wie sein Management in London bestätigte.

Zunächst sah es nicht so aus, als ob der Mann, der 1927 im ärmlichen Süden von London geboren wurde, zum Filmstar berufen wäre. Er jobbte als Modell für Frauenmagazine, Strickmode – und Zahnpasta. Ein erster Siebenjahresvertrag in Hollywood wurde nach nur zwei Jahren aufgekündigt. Karriere machte er erst mal übers Fernsehen, als Ersatzmann. Er ersetzte George Sanders in der TV-Serie „Simon Temp­lar“ und übernahm für James Garner, als der „Maverick“ schmiss.

Mehrmals ging die Bond-Rolle an ihm vorbei

Schon für den allerersten 007-Film soll Roger Moore auf der Kandidatenliste gestanden haben. Es kam bekanntlich anders. Als Sean Connery nach fünf Filmen hinschmiss, wurde Moore erneut gefragt. Aber damals kam er nicht aus seinem Vertrag zu „Simon Templar“ heraus. Und die Lizenz zum Töten ging an George Lazenby. Für Moore war klar: „James Bond und ich würden nicht mehr zusammenfinden.“

Moore drehte eine neue Serie, mit Tony Curtis. „Die Zwei“ sollten vor allem in Deutschland Kultstatus erlangen, weil sie mit herrlich komischen Dialogen synchronisiert wurden, wie sie im Original nie gefallen sind. Als aber Lazenby nach nur einem Bond-Film hinwarf, Sean Connery noch mal reaktiviert wurde und sich dann auch endgültig mit dem Produzenten Albert R. Broccoli überwarf, kam Bond doch noch zu Moore. Einen Vertrag über eine zweite Staffel zu „Die Zwei“ hatte er vorsorglich nicht unterschrieben. Und die Warnung seines Serienproduzenten: „Damit ruinierst du deine Karriere!“, überhörte er geflissentlich. Erneut wurde er zum Ersatzmann.

Siebenmal sollte Roger Moore den Spion mit der Lizenz zum Töten spielen, von „Leben und sterben lassen“ (1973) bis „Im Angesicht des Todes“ (1985). Einmal mehr als Connery, zumindest in der offiziellen Reihe (Connery hat 1985 auch den Gegen-Bond „Sag niemals nie“ gedreht). Und für Moore wurde die Rolle entscheidend umgeschrieben und ganz auf ihn zugeschnitten: weniger Action, dafür mehr Frauen. Und mehr Humor. „Mein Name ist Bond, James Bond“: das sollte sein Markenzeichen werden. Es wurde auch der Titel seiner Autobiografie. Und im Gegensatz zu seinem Vorgänger oder auch dem Nachfolger Pierce Brosnan hat Moore neben seiner Bond-Tätigkeit kaum andere Filme gedreht. Schon gar nicht welche mit Relevanz.

Umso mehr verbanden ihn die Fans mit der Agentenfigur. Liebten ihn dafür. Und ergötzten sich an Anekdoten, die er zum Besten gab. Wie er bei Nacktszenen Söckchen unter der Decke trug. Wie er sich bei „Der Spion, der mich liebte“ sein Hinterteil versengte. Oder seinen Filmpartnerinnen immer wieder Streiche spielte und etwa die Hosen fallen ließ. Was er selbst als „Primanerhumor“ einstufte.

Auch privat liebte Roger Moore das Jetset-Leben eines Bond. Das erklärt vielleicht, warum er sich nicht um eine ausgefeiltere Filmografie kümmerte, sondern lieber im Luxus schwelgte und sich dafür auch gern als Werbemann verdingte, diesmal nicht mehr für Strickmoden. Als er sich mit 58 Jahren selbst endgültig als zu alt für Bond empfand, nahm er aber noch mal eine andere Rolle an, die ihm wirklich wichtig war: Als Unicef-Botschafter sollte er, Ironie der Geschichte, noch einmal auf ganz andere Weise für eine bessere Welt kämpfen – als Anwalt armer Kinder. Diese Arbeit bezeichnete er, einmal ganz ironiefrei, als seine größte Leistung. Wohl auch dafür wurde Roger Moore 2003 von Königin Elizabeth II. in den Adelsstand erhoben.

Immer wieder litt Roger Moore unter gesundheitlichen Problemen. Seinen Herzschrittmacher bezeichnete er einmal als seinen wertvollsten Besitz. Die Beerdigung soll nach Moores eigenen Wünschen ganz ohne Öffentlichkeit im engsten Familienkreis in Monaco stattfinden.