Das Drama „Rosemari“ behandelt weibliche Identitäten

Ein denkbar unschöner Start ins Leben ist das: Nicht nur, dass Rosemari das Licht der Welt auf einem Klo erblickt, sie wird auf dieser Toilette auch von ihrer Mutter zurückgelassen. 16 Jahre später macht sich die junge Frau (Ruby Dagnall) daran, dem Geheimnis ihrer Herkunft nachzugehen. Dazu wendet sie sich an Unn Tove (Tuva Novotny)– diese hatte das Baby einst bei ihrer Hochzeit auf dem Klo entdeckt. Unn Tove, die inzwischen nicht mehr mit ihrem Mann zusammen ist und die als Journalistin arbeitet, sieht in Rosemaris ungewöhnlicher Geschichte eine gute Story. Mit Rosemari erkundet sie die Vergangenheit des Teenagers.

„Rosemari“, Eröffnungsfilm bei den Nordischen Filmtagen 2016 in Lübeck, war dort eine wunderbar sperrige, ja, fast widerspenstige Wahl. Denn der Film macht es sich und dem Publikum nicht leicht mit seinen Figuren. „Rosemari“ behandelt weibliche Identitäten, die Fragen, wer unsere Geschichten erzählt, wer unsere Vergangenheit rekonstruiert und wer entscheidet, was uns bestimmt. Alle Frauen treffen irritierende Entscheidungen. Rosemari, toll gespielt von Debütantin Ruby Dagnall, ist besessen vom Gedanken, ihre leibliche Mutter zu finden, obwohl sie bei den Pflegeeltern ein gutes Leben hat. Sie gibt die Deutungshoheit über sich und ihre Herkunft in fremde Hände. Bald sieht sie sich mit einer Geschichte konfrontiert, die sie weder hören noch glauben will. Und schließlich ist da noch Rosemaris Mutter...

„Rosemari“ NOR/D/DEN 2016, 98 Min., ab 12 J., R: Sara Johnsen, Ruby Dagnall, Tuva Novotny, Laila Goody; täglich im Abaton, Blankeneser