Deep Purple hält auf der „The Long Goodbye Tour“ am 30. Mai in der Barclaycard Arena

„Dem Tageslicht lebwohl sagend bin ich von nun an dazu bestimmt, zu verrotten, in einem stinkenden Bett aus feuchtem Stroh... wir sehen uns in der Hölle“, na, das sind ja nette Abschiedsgrüße, die Deep Purple in „Time For Bedlam“ auf dem neuen Album „Infinite“ schickt. Aber vielleicht wird auch derzeit nur jede Textzeile besonders beäugt, weil die aktuelle Tournee „The Long Goodbye Tour“ heißt und als finale Reise beworben wird. Wobei Ian Paice, Roger Glover, Ian Gillan, Don Airey und Steve Morse kein definitives Ende angekündigt haben. „Infinite“ bedeutet schließlich „unendlich“.

Aber der Zahn der Zeit, er nagt an den alten, harten Rockerknochen. Schlagzeuger Ian Paice, der seit 1968 ohne Unterbrechung an den Kesseln von Deep Purple sitzt, erlitt im Juni 2016 einen leichten Schlaganfall und musste das erste Mal in der 50 Jahre langen Bandgeschichte Konzerte absagen. Es ist die Zeit des Schwanengesangs, in der erkannt werden muss, dass kein Rock ’n’ Roller unsterblich ist, nicht einmal Motörhead-Lemmy oder Chuck Berry.

Stattdessen erlebt Deep Purple ähnlich wie die Zeitgenossen von Black Sabbath, die am 4. Februar ihr Abschiedskonzert in Birmingham gaben, noch einen zweiten oder besser dritten Frühling. Die Alben „Now What?!“ (2013) und – im April 2017 erschienen – „Infinite“ zählen für viele Fans und Kritiker zu den besten Purple-Platten seit ihrem ersten Comeback 1984 mit „Perfect Strangers“. In Deutschland, traditionell ein guter Markt für klassischen Hardrock, grüßten sie sogar von der Spitzenposition der Charts.

Auf „Infinite“ lässt es Deep Purple noch mal richtig krachen

Tatsächlich zeigt „Infinite“ noch einmal alle Markenzeichen der Engländer. Satte Riffs, die krachen wie lange nicht mehr, Hammond-Orgel-Galopp und treibende Rhythmen. Ian Gillan mag nicht mehr in die hohen Lagen klettern und verzichtet deshalb seit nunmehr 15 Jahren auf der Bühne auf den Heuler „Child In ­Time“, stattdessen ist sein Organ schön gereift, kernig und packend. Auch wenn das erste Album 1968 „Shades Of Deep Purple“ hieß, sind die fünf noch kein Schatten ihrer selbst.

Und gewitzt sind sie ja auch, die weit gereisten Fahrensmänner, die es 2013 sogar bis zum Wacken Open Air verschlagen hat, nachzuerleben auf der DVD „From The Setting Sun... In Wacken“. Denn die langen Keyboard-, Bass-, Schlagzeug- und Gitarrensoli sind mittlerweile nicht nur nützlich, um das Können der einzelnen Beteiligten zu zeigen, sondern auch um zu Verschnaufen. Roger Glover und Ian ­Gillan sind 71 Jahre, Ian Paice und Don Airey 68 und Nesthäkchen Steve Morse 62 Jahre alt.

Am 30. Mai sagen die Herrschaften „Goodbye“ in der Barclaycard Arena. Mit unkaputtbaren Klassikern Marke „Black Night“, „Space Truckin’“, „Strange Kind Of Woman“, „Hush“ und „Smoke On The Water“ sowie einigen neuen Liedern wie „Time For Bedlam“ und „Johnny’s Band“. Und ob es das dann war? Ian Paice jedenfalls hielt sich das Ende dem Heavyworlds-Webmagazin gegenüber offen: „Sag niemals nie.“

Deep Purple, Monster Truck Di 30.5., 20.00, Barclaycard Arena (S Stellingen + Bus 380),
Sylvesterallee 10, Karten ab 67,70 im Vorverkauf; www.deeppurple.com