In der vielleicht lustigsten Szene dieses Films soll Captain Jack Sparrow alias Johnny Depp guillotiniert werden. Er weiß gar nicht, was das ist, eine Guillotine, und wird belehrt, dabei handle es sich um eine neue Erfindung aus Frankreich. Sparrow ist beeindruckt und fühlt sich geehrt. Man führt ihn also aufs Schafott und schnallt ihn am Brett fest, das Gesicht nach unten. „Mein Korb ist voll“, sagt Sparrow, der im Auffangbehälter bereits zwei abgetrennte Köpfe erblickt.

Dann passieren ein paar irre Dinge, die wir hier nicht im Detail verraten wollen. Die aber dazu führen, dass sich das Schafott plötzlich zu drehen beginnt wie ein riesiges Hamsterrad, in dessen Mitte Sparrow immer wieder schreckensstarr das Fallbeil auf sich zurasen sieht, bevor es dann von der Schwerkraft daran gehindert wird, ihn zu enthaupten. Im Kinosaal führte diese Szene zu einem Gelächter, das man in dieser Lautstärke selten hört.

Man muss natürlich seine Erwartungen justieren, bevor man sich diesen fünften Teil der „Fluch der Karibik“-Reihe ansieht. Denn alle Figuren gleichen seit Beginn der Filmreihe eher schlichten Comic-Figuren als leibhaftigen Menschen; die Dramaturgie besteht immer im Kampf der Sympathischen gegen das lupenreine Böse, und die wirren Handlungsfragmente der Filme dienen allein dazu, diesen Kampf so zu verkomplizieren, dass er Spielfilmlänge erreicht. Nicht cineastische Meisterwerke sind hier der Vergleichsmaßstab, sondern Fahrgeschäfte wie Achter- und Geisterbahnen– nicht ganz zufällig basiert die Reihe ja auch auf einer Themenfahrt in den Disneyland-Filialen von Kalifornien bis Paris. Man steigt ein, und wenn man sich darauf einlässt, kann man Spaß dabei haben.

Worum geht es also im fünften Teil? Natürlich wieder um Zombie-Piraten, die den Lebenden den Garaus machen wollen. In ihrer Mitte sehen wir den mord­lustigen Captain Salazar (Javier Bardem), der als stolzer Flottenkapitän von Jack Sparrow vor vielen Jahren in das berüchtigte „Teufels-Dreieck“ gelotst wurde und dort mitsamt seiner Truppe zum Untoten mutierte.

Jack Sparrow jedenfalls, der sich zu diesem Zeitpunkt mit ziemlich spektakulärer Bankräuberei durchs Leben schlägt, hat nur eine Möglichkeit, den Erzfeind zu besiegen: Er muss den „Dreizack des Poseidon“ finden, ein magisches Artefakt, das seinem Besitzer die Kontrolle über die Meere verleiht und den Fluch brechen kann, der Salazar so böse gemacht hat. Unterstützung findet er in der klugen Astronomin Carina Smyth (Kaya Scodelario), deren Vater Aufzeichnungen zum Standort des Dreizacks hinterlassen hat – und in dem schon aus vorigen Teilen bekannten, immer etwas zwielichtigen Hector Barbossa (Geoffrey Rush).

Und das ist für den Großteil der 129 Minuten ein großer Spaß. Es ist der erste Teil der Reihe, der nicht von Ted Elliott und Terry Rossio geschrieben wurde. Aber Drehbuchautor Jeff Nathanson tritt stilsicher in ihre Fußstapfen und zeigt dabei Talent für bizarre Dialoge und wilden Klamauk.

Sparrows wie immer leicht tuntige Versoffenheit, dazu spektakuläre Bilder – viel mehr braucht es nicht, damit man sich als Fan der „Fluch der Karibik“-Reihe wieder wie zu Hause fühlt. Das Geheimnis einer Achterbahnfahrt liegt ja auch nicht in ihrer Unberechenbarkeit, sondern darin, dass sie verlässlich ist.

„Fluch der Karibik 5 – Salazars Rache“ USA 2017, 129 Minuten, ab 12 Jahren, Regie: Joachim Rønning, Espen Sandberg, Darsteller: Johnny Depp, Javier Bardem, Brenton Thwaites, täglich im Blankeneser, Cinemaxx Dammtor/Harburg/Wandsbek, Hansa, Savoy (OF),
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