Der Verzicht auf Hast ist Zeitgeist – der NDR zeigt im Juni fünf Stunden lang einen Elbdampfer auf der Fahrt

„Beschleunigung ist, wenn die Tränen der Ergriffenheit waagerecht zum Ohr hin abfließen“ ist einer der berühmten Sprüche von Rallyesport-Legende Walter Röhrl. Der Regensburger, der gerade 70 geworden ist und damit genauso alt wie die Marke Ferrari, mag es immer noch schnell.

Aber vielen anderen ist unsere Zeit zu hastig geworden. Der Wunsch nach Entschleunigung lässt sich am aktuellen „Hygge“-Trend ablesen. Wohnung, Urlaub, Leben, Hobby, alles soll so „hygge“ (dänisch für „gemütlich“) sein wie ein Abend im Dänemark-Urlaub im August. Draußen Sturmtosen und Dauerregen, drinnen weicher Teppich, Naturmöbel (mundgebissen), Kaminfeuer, ein Pott Tee und ein gutes Buch oder das ab 21. Juni erhältliche Magazin „Hygge – Einfach glücklich sein“. Die Glotze bleibt aus, denn die hyggelige TV-Reihe „Die schönsten Bahnstrecken Deutschlands“ wurde leider vor vier Jahren eingestellt.

Immerhin gibt es noch die „Space Night“ im BR-Fernsehen. Und auch der NDR macht es sich demnächst bequem. Die Sendung „Die Elbe. Ganz in Ruhe“ begleitet am 5. Juni (12 Uhr) den Raddampfer „Kaiser Wilhelm“ fünf Stunden lang auf der Fahrt von Bleckede bis zur Elbphilharmonie. Versprochen werden wenig Schnitte, Musik und Worte und behagliche acht Knoten (15 km/h) Durchschnittsgeschwindigkeit. Wandfarbe beim Trocknen zuzusehen dürfte mitreißender sein. Aber nicht so schön wie die Elbe, auch wenn das Wetter bei der Aufzeichnung am vergangenen Sonnabend ungemütlich war. Hoffen wir, dass es der Dampferkapitän nicht mit Walter Röhrl hielt: „Die wirklich guten Fahrer haben die Fliegen auf den Seitenscheiben.“