Eine Kolumne für alle Menschen in den großen Städten, die Nordrhein-Westfalen nicht ernst nehmen

Kein Bundesland ist so wichtig wie Nordrhein-Westfalen. An der Brillanz des politischen Personals lässt sich das nicht ablesen. Die Ministerpräsidentin regiert mit dem Eifer einer ausgebrannten Gesamtschulrektorin. Ihr Gegenkandidat ist ein sonniger Mensch. Leider kann man sich nur allzu gut vorstellen, wie ihn das CSU-Egomonster aus München als Beilage zur morgendlichen Weißwurst vernascht.

Zu keinem Zeitpunkt haben in der DDR so viele Menschen gelebt wie heute in NRW. Dafür gibt es eine Menge Filme, Bücher und sogar eine eigene sozialistische Partei, die sich ganz tief in die ostdeutsche Befindlichkeit einspüren. Aber geschenkt. Nur eine Bitte an eine Freundin, die immer noch klagt, Geschichten aus ihrer DDR-Vergangenheit würde „nicht zugehört“: Ich stamme nicht aus dem „Ruhrtopf“, wie du immer sagst. Das hieß mal Pott. Als mein Onkel Siegfried jeden Tag 1000 Meter unter die Erde fuhr, um sich vom Kohlestaub einen ewigen Lidstrich verpassen zu lassen. Heute heißt das Dortmund, und da gibt es ein großes Fußballstadion. Aber auch das Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik, an dem junge Menschen forschen.

Doch, Hamburg, du bist auch wichtig. Aber allein der Landstrich Westfalen-Lippe erzielt ein mindestens doppelt so hohes Bruttoinlandsprodukt wie die gesamte Hamburger Wirtschaft.

Berlin, du machst dir deine Bedeutung sowieso selbst und hast es nicht so mit dem Geldverdienen. Aber was im deutschen Fernsehen unterhaltsam ist, denken sich nicht die Friedrichshainer „Kreativen“ aus. Stromberg, Böhmermann, jede neue RTL-Show – das kommt alles aus Köln.

Deutscher Spitzenfußball wäre so trist wie das halb leere Berliner Olympiastadion, wenn es den West-Wahnsinn nicht gäbe. Sollten Sie jetzt denken, dass mich Zeitungsschmierer doch der wilde Hahn geritten hat und sich sacht wütend eine Weltsocke der Firma Falke überstreifen: Die kommt aus dem Sauerland. Also auch aus dem starken, wichtigen Westen.